Der bekannteste Kreml-Kritiker der Welt ist tot: Alexej Nawalny (†47) sei nach einem Spaziergang im Straflager, in dem er seine 19 Jahre lange Haftstrafe absitzen sollte, plötzlich zusammengebrochen. Das gaben die russischen Behörden bekannt. Die genauen Todesumstände sind noch nicht geklärt.
2020 hatte der Kontrahent von Präsident Wladimir Putin (71) einen Giftanschlag überlebt. Russland streitet bis heute ab, darin verwickelt zu sein. Fakt ist: Nawalny ist nicht der erste Kreml-Kritiker, der auf mysteriöse Weise sein Leben lassen musste.
Jewgeni Prigoschin (†62)
Hat Putin Jewgeni Prigoschin (†62) umgebracht? Das fragte sich im August 2023 die ganze Welt, nachdem der Wagner-Chef mit einem Flugzeug nahe Moskau abgestürzt war. Sein mutmasslicher Tod folgte auf den Tag genau zwei Monate nach seiner Meuterei in Russland. Experten sind sich einig: Prigoschins Maschine fiel nicht einfach so aus dem Himmel.
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Alexander Litwinenko (†44)
Alexander Litwinenko war ein Agent des sowjetischen Geheimdienstes (KGB) – und ausgesprochener Putin-Kritiker. 2006 starb er in einem Londoner Hotel. Er trank einen mit Polonium-210 vergifteten Grüntee. Dies ist ein seltenes, stark radioaktives Isotop. Britische Behörden gehen davon aus, dass der Kreml Litwinenko vergiftete – dieser wiederum bestreitet eine Beteiligung. Der Giftangriff geschah auf den Tag genau sechs Jahre, nachdem Litwinenko nach Grossbritannien geflohen war.
Sergej Skripal (72)
Er war russischer Doppelagent und gab Informationen an den britischen Geheimdienst weiter. Dafür sollte er mit dem Leben bezahlen. Sergej Skripal und seine Tochter lagen 2018 bewusstlos auf einer Bank vor einem Einkaufszentrum in England. Im Spital kam heraus: Sie wurden vergiftet – mit Stoffen, die in den 1970er- und 1980er-Jahren vom sowjetischen Militär entwickelt wurden. Zufall? Man wagt es zu bezweifeln. Beide überlebten den Angriff. Russland streitet ab, involviert zu sein. Grossbritannien betreibe antirussische Hysterie, heisst es.
Anna Politkowskaja (†48)
Die russische Journalistin Anna Politkowskaja berichtete über Menschenrechtsverletzungen und äusserte sich kritisch gegenüber Putin. An dessen Geburtstag, dem 7. Oktober 2006, wurde sie in ihrer Wohnung in Moskau erschossen. Politkowskaja ist bei weitem nicht die einzige Journalistin, die umgebracht wurde. Laut dem russischen Komitee zum Schutz von Journalisten wurden seit 2000 Dutzende russische Journalisten ermordet.
Alexander Perepilischnuij (†44)
Perepilischnuij half Schweizer Behörden bei den Ermittlungen zu einem russischen Geldwäschesystem. Daraufhin zog er in 2009 schliesslich nach Grossbritannien. Sicher war er dort nicht. 2012 wurde er tot in seiner Wohnung in London aufgefunden. In seinem Magen wurden Spuren eines tödlichen Gifts aus der Gelsemium-Pflanze gefunden.
Pawel Antow (†65)
Er war russischer Politiker und Millionär. Und: Er stand dem Krieg in der Ukraine kritisch gegenüber, bezeichnete einen Raketenbeschuss auf die Ukraine als «Terrorismus». Dafür musste Pawel Antow sterben. Im Dezember 2022 starb er, nachdem er mutmasslich aus seinem Hotelzimmer in Indien gestürzt sein soll.
Juri Schtschekotschichin (†53)
Juri Schtschekotschichin war «Nowaja Gaseta»-Journalist und Duma-Abgeordneter. Er galt als Experte für Korruption, bevor er 2003 starb. Zunächst ging es ihm mehrere Tage schlecht, dann erlag er einer Vergiftung. Russische Behörden wollten seine Leiche nicht zur Autopsie freigeben. Es hiess, er sei an einer heftigen allergischen Reaktion verstorben. Doch Angehörige schickten eine Hautprobe nach London. Dort lautete die Diagnose: Er wurde mit Thallium vergiftet, einem hochgiftigen Metall, das auch der KGB einsetzte.
Boris Nemzow (†55)
Einer der bekanntesten Regierungsgegner Russlands war Boris Nemzow. Er bezeichnete Russland als Mafiastaat, an dessen Spitze Putin stehe. 2015 starb er bei einem Attentat auf der Grossen Moskwa-Brücke, in unmittelbarer Nähe des Kremls. Viermal wurde ihm in den Rücken geschossen. Er starb einen Tag nachdem er angekündigt hatte, neue Enthüllungen über den Ukraine-Konflikt herauszugeben.