«Kurs jetzt ändern»
Umweltgipfel Stockholm+50 hat in Schweden begonnen

In der Heimatstadt der führenden Klimaaktivistin Greta Thunberg hat der zweitägige Umweltgipfel Stockholm+50 begonnen. Schwedens König Carl XVI. Gustaf begrüsste am Donnerstag Delegationen aus aller Welt in der Stockholmer Messe.
Publiziert: 02.06.2022 um 12:38 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2022 um 13:27 Uhr
Antonio Guterres (l-r), Generalsekretär der Vereinten Nationen, Uhuru Kenyatta, Präsident von Kenia, und Magdalena Andersson, Ministerpräsidentin von Schweden, beim Umweltgipfel in Stockholm. Foto: Jessica Gow/TT NEWS AGENCY/AP/dpa
Foto: JESSICA GOW

50 Jahre nach der ersten UN-Umweltkonferenz soll es vor allem um die Frage gehen, wie das Tempo beim Kampf gegen globale Probleme wie die Erderwärmung, das Artensterben, Umweltverschmutzung und die Vermüllung des Planeten erhöht werden kann.

Stockholm war 1972 auch der Schauplatz der allerersten UN-Konferenz gewesen, die sich mit Fragen der Umwelt des Menschen beschäftigt hatte. Das Treffen gilt somit als Geburtsstunde der internationalen Umweltpolitik, damals wurde unter anderem das UN-Umweltprogramm Unep ins Leben gerufen. Viele Länder schufen danach Umweltministerien. Es gab seither auch zahlreiche globale Umweltschutzabkommen.

Die Konferenz von 1972 sei eine historische Veranstaltung gewesen, seit der viel getan worden sei, sagte König Carl Gustaf in seiner Eröffnungsrede. Angesichts von Klima- und Umweltkrise ergänzte er: «Aber lassen Sie es mich klarmachen: Wir haben keine 50 weiteren Jahre, um die Entwicklung umzukehren.» Dem Weltklimarat IPCC zufolge laufe die Zeit ab. «Wenn wir die Erderwärmung begrenzen wollen, dann sind die nächsten Jahre entscheidend.»

«Die Erde kann nicht Schritt halten»

Auch UN-Generalsekretär António Guterres wies auch die Fortschritte seit 1972 hin, etwa bei der Rettung der Ozonschicht. «Aber heute ist das globale Wohlergehen in Gefahr, zum grossen Teil, weil wir unsere Versprechen in Bezug auf die Umwelt nicht eingehalten haben», sagte er. Mit zunehmender Bevölkerungszahl und grösserem Wohlstand sei der ökologische Fussabdruck der Menschheit unerträglich gross geworden.

«Die natürlichen Systeme der Erde können mit unseren Anforderungen nicht Schritt halten», sagte Guterres. «Wir müssen jetzt unseren Kurs ändern und unseren sinnlosen und selbstmörderischen Krieg gegen die Natur beenden.» Er forderte die Regierungen der G20-Länder auf, sich bis 2030 vollständig von der Kohleenergie zu verabschieden. Finanzakteure rief er auf, die Finanzierung fossiler Brennstoffe zu beenden und stattdessen in erneuerbare Energien zu investieren.

Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Andersson sah die Welt an einer entscheidenden Kreuzung, an der die Umsetzung von Massnahmen beschleunigt werden müsse. Die Klima- und Umweltkrise betreffe alle Menschen, aber die Ärmsten würden am härtesten getroffen, sagte sie. Bei der grünen Umstellung dürfe niemand zurückgelassen werden, durch den Ukraine-Krieg dürfe der Kampf für Klima und Umwelt zudem nicht in Vergessenheit geraten. Die Botschaft ihres Landes sei dabei klar und deutlich, sagte Andersson: «Going green ist nicht nur möglich - es ist der Weg, um Wachstum, Jobs und Wohlstand für alle zu schaffen.»

Klima-Talkshow ohne Konkrete Massnahmen?

Schweden richtet den Gipfel gemeinsam mit Kenia und in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen aus. Kenias Präsident Uhuru Kenyatta forderte, dass alle Länder darauf abzielen sollten, bis zur nächsten Weltklimakonferenz (COP27) Ende des Jahres im ägyptischen Scharm el Scheich ein umfassendes und transformatives Paket an umweltschützenden Handlungen entwickelt zu haben.

Unter dem Motto «Ein gesunder Planet für den Wohlstand aller - unsere Verantwortung, unsere Chance» soll bei Stockholm+50 zum einen 50 Jahre globaler Umweltpolitik gefeiert werden. Zum anderen soll das Treffen nach Angaben der Veranstalter unter anderem als Sprungbrett für die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) und des Klimaabkommens von Paris dienen. Herauskommen sollten Botschaften und Empfehlungen etwa zur Umstellung des Energiesektors und der Lebensmittelindustrie.

Neue Verpflichtungen und Beschlüsse wurden nicht erwartet, was vorab zu Kritik von Klima- und Umweltschützern geführt hatte. Sie monierten, dass nichts Konkretes zu erwarten sei und es angesichts der Klimakrise auch nichts zu feiern gebe. Die Klimareporterin des schwedischen Rundfunks, Erika Bjerström, richtete ebenfalls kritische Worte an ihr Land. «Was die Welt nicht gebraucht hat, ist eine weitere Talkshow über das Klima gewesen, die das hier ist», sagte sie. «Es braucht konkrete Beschlüsse und Massnahmen.»

Andersson hielt dagegen. «Dies ist kein Treffen, das neue Ziele setzt, denn die Welt hat sich bereits ehrgeizige Ziele gesetzt», sagte sie vor Gipfelbeginn. Zweck von Stockholm+50 sei vielmehr, dass nach der Konferenz mehr und dies schneller getan werde.

(SDA)

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