In der kommenden Woche muss der russische Regionalpolitiker vor Gericht erscheinen. Der Grund: Michail Abdalkin, Vizechef der Regionalduma von Samara, hatte nach der Rede an die Nation von Kremlchef Wladimir Putin (70) Aufnahmen in sozialen Medien geteilt, die ihn vor dem Bildschirm zeigen – über die Ohren hatte er sich Spaghetti gehängt. In Russland versteht jeder diese Geste.
Der Ausdruck «Nudeln an die Ohren hängen» bedeutet in der russischen Sprache so viel wie: belogen werden. Abdalkin teilte nun in den sozialen Medien mit, dass das Stadtgericht von Nowokuybyschew am 7. März über seinen Fall verhandeln wird. Seine Partei hatte zuvor eine Verwarnung gegen ihn ausgesprochen. Abdalkin will «kämpfen» und seine Unschuld beweisen.
Abdalkin wird wie ein Held gefeiert
Seit dem Einmarsch in die Ukraine geht Russland verstärkt gegen öffentliche Kritik vor – etwa, wenn Streitkräfte kritisiert werden. Gegen Kritikerinnen und Kritiker werden nicht selten Geld- und Gefängnisstrafen verhängt.
Abdalkin hatte unter anderem ein Video auf dem russischen Facebook-Klon «VKontakte» hochgeladen – mit ironischer Beschreibung. Der stellvertretende Vorsitzende des Parlaments in Samara habe ihn gebeten, Putins Rede zu sehen. «Ich stimme voll und ganz zu, eine grossartige Leistung», schrieb er ironisch dazu. «So etwas habe ich in den letzten 23 Jahren nicht gehört. Ich bin angenehm überrascht.» Abdalkins ironische Beiträge kamen auf Social Media gut an, er wurde teilweise wie ein Held gefeiert.
In seiner Partei kamen die Posts dagegen weniger gut an. Ein Sprecher der kommunistischen Partei bezeichnete die Aktion als «Dummheit» und kündigte eine interne Aufarbeitung des Vorfalls an. Die kommunistische Partei gilt als kremltreu. (nad)