Dengue-Fieber und Malaria auf dem Vormarsch
Showdown der Konzerte in Venezuela

Im Konflikt um geplante Hilfslieferungen aus den USA schottet sich Venezuela weiter gegen die Aussenwelt ab: Staatspräsident Nicolás Maduro verkündete am Donnerstag nach einem Treffen mit Armeechefs die Schliessung der Grenze zu Brasilien «bis auf Weiteres».
Publiziert: 22.02.2019 um 14:51 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 20:28 Uhr
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Seit Wochen kämpfen in Venezuela der amtierende Machthaber Nicolas Maduro (r.) und der Oppositionsführer und selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó um die Macht.
Foto: Ariana Cubillos / AP

Staatspräsident Maduro verkündete nach einem Treffen mit Armeechefs, die Grenze werde ab 20.00 Uhr Ortszeit (Freitag 01.00 Uhr MEZ) vollständig geschlossen. Zuvor hatte die sozialistische Regierung bereits die Grenze zu den niederländischen Karibikinseln Curaçao, Aruba und Bonaire geschlossen. Die Grenze nach Kolumbien ist für Fahrzeuge schon seit Jahren weitgehend geschlossen.

Die Regierung will verhindern, dass von den USA bereit gestellte und von der Opposition geforderte Hilfslieferungen ins Land gelangen.

Foto: Infografik Blick

Humanitäre Hilfe als Druckmittel

Die humanitäre Hilfe für Venezuela ist zum Spielball im Machtkampf zwischen Präsident Maduro und der Opposition geworden. Der Oppositionsführer und selbsternannte Übergangspräsident Juan Guaidó hat der Regierung eine Frist bis Samstag gesetzt, um mehrere Tonnen hauptsächlich von den USA zur Verfügung gestellte Medikamente und Lebensmittel ins Land zu lassen, die bisher in Kolumbien blockiert sind.

Maduro weigert sich jedoch kategorisch, US-Hilfen anzunehmen. Er sieht diese als Vorwand und Täuschungsmanöver, um den Boden für eine US-geführte Militärintervention zu bereiten. Der inzwischen von rund 50 Staaten, darunter auch Deutschland, als Übergangspräsident anerkannte Guaidó brach am Donnerstag mit einem Konvoi von Caracas aus in Richtung kolumbianische Grenze auf, um die Hilfslieferungen ins Land zu holen.

Zuvor hatte Guaidó bekräftigt, die Hilfslieferungen würden auch gegen den Widerstand der Regierung ins Land gelangen: «Die humanitäre Hilfe wird reinkommen, egal was passiert - über das Meer oder auf dem Landweg», sagte er. Wie genau der Übergangspräsident dies durchsetzen will, sagte er allerdings nicht.

Beide Seiten planen Grosskonzerte

In ihrem Kräftemessen planen derweil beide Seiten Grosskonzerte an der kolumbianischen Grenze. Auf Initiative des britischen Virgin-Chefs und Milliardärs Richard Branson soll am Freitag in Cúcuta auf der kolumbianischen Seite das Benefizkonzert «Venezuela Aid Live» stattfinden, bei dem Spenden für die venezolanische Bevölkerung gesammelt werden sollen.

Auftreten sollen internationale Stars wie Alejandro Sanz und Miguel Bosé aus Spanien, Juan Luis Guerra aus der Dominikanischen Republik, Juanes und Carlos Vives aus Kolumbien und der durch den Hit «Despacito» bekannte Puertoricaner Luis Fonsi.

Die venezolanische Regierung kündigte derweil ein Konzert unter dem Motto «Hände weg von Venezuela» in nur rund 300 Metern Entfernung auf der Tienditas-Grenzbrücke an. Wer dort auftreten soll, wurde nicht mitgeteilt, das Konzert soll ebenfalls am Freitag starten und drei Tage dauern. «Was sie auf der anderen Seite der Grenze machen ist ihr Problem - wir werden unser Staatsgebiet verteidigen», sagte Diaro Vivas von der Regierungspartei.

Machtkampf in Venezuela hat verheerende Konsequenzen

Der bisherige Staatschef Maduro hatte am 10. Januar offiziell seine zweite Amtszeit angetreten. Der grösste Teil der Opposition hatte die Präsidentschaftswahl vom Mai 2018 boykottiert und erkennt das Ergebnis nicht an. Vor einem Monat hatte sich der oppositionelle Parlamentspräsident Guaidó bei Massenprotesten zum Übergangsstaatschef erklärt.

In Venezuela herrscht seit Jahren eine gravierende Versorgungskrise, obwohl das Land über die weltgrössten Ölvorkommen verfügt. Mehr als 2,3 Millionen Einwohner flohen bereits aus dem Land, wo es an Medikamenten, Lebensmitteln und anderen Artikeln des täglichen Bedarfs fehlt. Aus Mangel an Devisen kann Venezuela beispielsweise kaum noch Medikamente und medizinisches Material einführen.

Deshalb befindet sich Venezuela in der Krise
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BLICK erklärt:Deshalb befindet sich Venezuela in der Krise

Dengue und Malaria auf dem Vormarsch

Was ist Dengue-Fieber?
Das Dengue-Fieber ist eine in den Tropen weit verbreitete Virusinfektion mit mehreren Millionen jährlicher Erkrankungsfälle. Anfang der 90er-Jahre breitete sich das Virus mit dem Klimaphänomen El Niño in Gebiete aus, die vorher vom Virus frei waren. Die Übertragung erfolgt durch die Stiche der Aedes-Mücken. Bei der schlimmsten Art des Dengue-Fiebers sterben in Gebieten mit schlechter medizinischer Versorgung bis zu 30 Prozent der Erkrankten, davon betroffen sind meist Kinder.
Das Dengue-Fieber ist eine in den Tropen weit verbreitete Virusinfektion mit mehreren Millionen jährlicher Erkrankungsfälle. Anfang der 90er-Jahre breitete sich das Virus mit dem Klimaphänomen El Niño in Gebiete aus, die vorher vom Virus frei waren. Die Übertragung erfolgt durch die Stiche der Aedes-Mücken. Bei der schlimmsten Art des Dengue-Fiebers sterben in Gebieten mit schlechter medizinischer Versorgung bis zu 30 Prozent der Erkrankten, davon betroffen sind meist Kinder.

Angesichts der Krise in Venezuela sind in dem südamerikanischen Land viele Infektionskrankheiten auf dem Vormarsch. Weil das Gesundheitswesen zusammengebrochen ist, haben sich in den vergangenen Jahre Krankheiten, wie etwa Malaria, Dengue-Fieber und Zika-Virus-Infektionen, stark ausgebreitet.

Dies berichten Wissenschaftler im Fachmagazin «The Lancet Infectious Diseases». So sei die Zahl der Malariainfektionen von knapp 30'000 im Jahr 2010 auf über 411'000 im Jahr 2017 angestiegen.

Venezuela galt einst als Vorreiter im Kampf gegen Infektionskrankheiten in der Region und verfügte lange über ein solides öffentliches Gesundheitswesen. 1961 wurde Venezuela von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bescheinigt, in grossen Teilen des Landes Malaria ausgemerzt zu haben.  (SDA)

Machtkampf in Venezuela

Das durch eine Finanzkrise bereits gebeutelte Venezuela befindet sich in einer Staatskrise: Juan Guaidó, der Präsident des entmachteten Parlaments, erklärte sich nach tagelangen Demonstrationen gegen den amtierenden Regierungschef Nicolás Maduro, am 23. Januar zum Übergangsstaatschef.

Maduros Wiederwahl in den vorgezogenen Wahlen letzten Jahres ist umstritten und viele westliche Länder anerkennen seine Regierung nicht, da die Wahl manipuliert gewesen sein soll. Seit seinem Amtstritt Anfang Januar gab es gewaltsame Unruhen und Proteste in Venezuela. Seit dem Putschversuch durch Guaidó herrscht ein erbitterter Machtkampf. BLICK erklärt die Hintergründe und wichtigsten Fragen zum Konflikt.

Das durch eine Finanzkrise bereits gebeutelte Venezuela befindet sich in einer Staatskrise: Juan Guaidó, der Präsident des entmachteten Parlaments, erklärte sich nach tagelangen Demonstrationen gegen den amtierenden Regierungschef Nicolás Maduro, am 23. Januar zum Übergangsstaatschef.

Maduros Wiederwahl in den vorgezogenen Wahlen letzten Jahres ist umstritten und viele westliche Länder anerkennen seine Regierung nicht, da die Wahl manipuliert gewesen sein soll. Seit seinem Amtstritt Anfang Januar gab es gewaltsame Unruhen und Proteste in Venezuela. Seit dem Putschversuch durch Guaidó herrscht ein erbitterter Machtkampf. BLICK erklärt die Hintergründe und wichtigsten Fragen zum Konflikt.

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