Krise im Golf
Irans Präsident will regionale Kooperation gegen Eskalation

Angesichts der Furcht vor einer militärischen Eskalation in der Golfregion hat sich der iranische Präsident Hassan Ruhani am Wochenende um Entspannung bemüht: In einer Rede bei einer Militärparade in Teheran kündigte Ruhani eine Art regionalen Friedensplan an.
Publiziert: 23.09.2019 um 11:45 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2019 um 11:54 Uhr
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Irans Präsident Hassan Ruhani bestreitet eine iranische Beteiligung an den Angriffen und bemüht sich um Entspannung im Golf. Er kündigte eine regionale Kooperation mit allen Anreinerstaaten an.

Dieser könnte allerdings nur ohne die Präsenz ausländischer Truppen funktionieren. Zuvor hatten die USA eine Verstärkung ihrer Militärpräsenz in der Region angekündigt.

Ruhani bietet Kooperation an

Ruhani strebt zur Wiederherstellung der Sicherheit am Golf nach eigenen Angaben eine Kooperation zwischen allen Anrainerstaaten an. Dafür sei sein Land bereit, «vergangene Fehler» seiner Rivalen in der Region zu vergessen.

Details für seine geplante Initiative nannte der iranische Präsident nicht, sagte aber, er werde sie «in den nächsten Tagen» während der Uno-Generalversammlung in New York vorstellen. Dort ist für Mittwoch Ruhanis Auftritt geplant.

Kritik an ausländischer Präsenz in Region

Erneut kritisierte der iranische Präsident die Präsenz ausländischer Streitkräfte in der Region: Sie hätten stets «Schmerz und Elend» gebracht. «Je weiter sie sich von der Region und unseren Nationen fernhalten, desto mehr Sicherheit wird es geben», sagte er an die Adresse der USA und ihrer europäischen Verbündeten gerichtet. Sicherheit komme nur aus dem «Inneren» der Region.

Saudische Ölanlagen angegriffen

Seit dem einseitigen Rückzug Washingtons aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran im Mai 2018 haben sich die Spannungen zwischen den USA und dem Iran massiv verschärft. Nach Luftangriffen auf zwei wichtige Ölanlagen von Irans Erzrivalen Saudi-Arabien am Samstag vergangener Woche nahmen die Spannungen weiter zu.

Zu den Luftangriffen bekannten sich die schiitischen Huthi-Rebellen aus dem Jemen; die USA machen jedoch deren Verbündeten Iran verantwortlich.

Auch Saudi-Arabien erklärte am Samstag, die Angriffe seien nicht von jemenitischem Gebiet ausgegangen. Teheran unterstützt die Huthis im Kampf gegen eine von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition im Jemen, weist aber jede Beteiligung an den Luftangriffen zurück.

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USA verschärfen Sanktionen und senden neue Truppen

Als Antwort auf die Luftangriffe verschärfte Washington die Sanktionen gegen die iranische Zentralbank und verkündete die Entsendung weiterer Soldaten in die Golfregion. Die zusätzlichen Einheiten werden nach Angaben von US-Verteidigungsminister Mark Esper «defensiver Natur und vorrangig auf die Luft- und Raketenabwehr konzentriert» sein. Generalstabschef Joe Dunford sprach von einer «moderaten» Verstärkung.

Reaktion aus dem Iran

Aus Teheran kamen daraufhin scharfe Reaktionen. Der Chef der iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami, drohte für den Fall eines Angriffs auf sein Land mit massiver Vergeltung. «Wer auch immer möchte, dass sein Land zum Hauptschlachtfeld wird, nur zu,» sagte der als Hardliner bekannte Kommandeur am Samstag. Dies gelte auch für einen «begrenzten Angriff» auf den Iran.

US-Präsident Donald Trump hatte Anfang vergangener Woche noch mit Krieg gedroht, ruderte in den vergangenen Tagen aber wieder zurück. Bereits im Juni hatte er als Antwort auf den Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch den Iran zunächst einen Vergeltungsangriff genehmigt, dann aber kurzfristig wieder abgesagt.

Huthi-Rebellen bieten Stopp der Angriffe an

Überraschend kündigten unterdessen die Huthi-Rebellen einen Stopp aller Angriffe auf Saudi-Arabien an. Mit dieser Initiative solle der Versuch gestartet werden, den Kämpfen im Jemen nach fünf Jahren ein Ende zu bereiten, sagte der Präsident des obersten politischen Rats der Rebellen, Mehdi Maschat, am Freitagabend. Er hoffe, dass auf «diese Geste als Antwort eine noch grössere Geste» Saudi-Arabiens folgen werde.

Der UN-Sondergesandte für den Jemen, Martin Griffiths, begrüsste die Ankündigung, Saudi-Arabien hingegen zeigte sich skeptisch. Sein Land beurteile «andere Parteien nach ihren Taten», sagte Aussenstaatssekretär Adel al-Dschubeir. (SDA)

Darum geht es im Jemen-Krieg

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
KEYSTONE/EPA/YAHYA ARHAB

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

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Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA spitzt sich immer weiter zu. Im Newsticker halten wir Sie über die Vorkommnisse auf dem Laufenden.

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