«Wem der Klimawandel keine Angst macht, hat es nicht verstanden», wettert Bill McGuire (69) in seinem Artikel für CNN los. Der emeritierte Professor für geophysikalische und klimatische Gefahren ist wütend – auf uns alle.
Denn obwohl sich jetzt schon die Auswirkungen des Klimawandels zeigen, würden die Menschen erstaunlich ruhig bleiben. Dabei sei die Lage bitter ernst. «Wir erleben zu unseren Lebzeiten eine Erwärmung, die in den letzten 4,6 Milliarden Jahren wahrscheinlich einzigartig ist.» Darum lautet der Titel seines Artikels: «Ich bin ein Klima-Forscher. Wenn du wüsstest, was ich weiss, hättest du auch Angst.»
Erde bewegt sich in «unbekanntes Terrain»
Dieser Februar war der wärmste Februar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Damit ist im neunten Monat in Folge ein weltweiter Temperaturrekord erreicht worden. Ausserdem wurde im Februar ein Allzeithoch der Temperaturen an der Meeresoberfläche gemessen, wie das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus am Donnerstag mitteilte.
Durch den fortschreitenden Klimawandel bewege sich die Erde in «unbekanntes Terrain», sagt McGuire – mit nie da gewesenen Herausforderungen.
«Was mit unserer Welt geschieht, macht mir eine Heidenangst»
Die Politik und die Wirtschaft haben laut dem Briten versagt. Entweder wollen oder können sie nicht schnell genug etwas unternehmen. Darum müsse die Wissenschaft die Öffentlichkeit wachrütteln und die ungeschönte Wahrheit aussprechen. McGuire: «Was mit unserer Welt geschieht, macht mir eine Heidenangst.»
Ignorieren ist keine Option
Der Klima-Forscher sieht trotzdem einen Silberstreifen am Horizont: Die Fakten könnten durchaus verängstigen, doch es sei nicht zu spät zu handeln. «Viele Menschen haben mir gegenüber geäussert, dass sie sich isoliert fühlen oder dass sie glauben, als Einzelne nichts bewirken zu können.»
Die Lösung in Augen von McGuire: sich zusammenschliessen und vernetzen. Nur als Gemeinschaft könne man etwas verändern. Probleme zu ignorieren hingegen, so der Experte, sei nie eine gute Idee, beim Klimawandel schon gar nicht. Darum sollte jeder Einzelne sich informieren und versuchen, etwas für das Klima zu tun.
Hitzewellen und Stürme werden zunehmen
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hatte die internationale Gemeinschaft vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dabei gilt der Mittelwert in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels gerät dieses Ziel immer mehr ausser Reichweite.
Von Februar 2023 bis Januar 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur bereits zwölf Monate in Folge 1,5 Grad über den vorindustriellen Durchschnittswerten. Laut Weltklimarat IPCC wird die 1,5-Grad-Grenze voraussichtlich bereits Anfang des kommenden Jahrzehnts dauerhaft überschritten. Eine Folge des Klimawandels ist, dass Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Stürme in ihrer Häufigkeit und Intensität zunehmen. (jmh/AFP)