Auf einen Blick
- Tulare Lake kehrt zurück: Extreme Winterstürme und Schneeschmelze füllen den See
- Einst grösster Süsswassersee westlich des Mississippi, verschwand durch Entwässerung
- 94'000 Hektar fruchtbares Ackerland bereits vom Wasser verschlungen
Der Tulare Lake im südlichen San Joaquin Valley, Kalifornien, ist nie ganz verschwunden. Nach starken Regenfällen oder wenn das Schmelzwasser aus den Bergen ins Tal fliesst, taucht der einstige See immer wieder auf.
Früher war der «Geistersee» im Valley der grösste Süsswassersee westlich des Mississippi. Er erstreckte sich über 160 Kilometer in der Länge und 50 Kilometer in der Breite. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bot er Pflanzen und Tieren Heimat und versorgte die Tachi-Yokut-Gemeinschaft – die vielleicht grösste indianische Volksgruppe nördlich des heutigen Mexikos – mit Nahrung.
Vom Naturparadies zur Trockenlandschaft
In den späten 1850er-Jahren begannen Siedler, seine Zuflüsse für die landwirtschaftliche Bewässerung und die Wasserversorgung umzuleiten. Bis 1890 war der See komplett ausgetrocknet. Für die Menschen damals eine einmalige Chance.
«Es gab einen grossen Anreiz für weisse Siedler, den See zu entwässern», sagt die Forscherin Vivian Underhill gegenüber «Northeastern Global News». «Wer es schaffte, erhielt Landbesitz.» Hunderte Kanäle und Becken entstanden, um das Wasser vom See wegzuleiten.
Der «Geistersee» kehrt zurück
Für die indigene Gemeinschaft war die Trockenlegung ein harter Schlag: Das Volk musste die Region verlassen. Auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten schwanden. «Früher gab es so viel Wasser, dass ein Dampfschiff landwirtschaftliche Güter bis nach San Francisco transportieren konnte», so Underhill weiter.
Doch seit ein paar Jahren steigt der Wasserpegel wieder. Wie Bilder aus dem Jahr 2023 zeigen, hatte er bereits da seine alte Grösse erreicht. Extreme Winterstürme und massive Schneeschmelze haben ihn wieder anwachsen lassen. Und das Maximum scheint noch nicht erreicht.
Die Landwirte fürchten um ihre Existenz
Während sich die Tierwelt über das wiedergewonnene Ökosystem freut, bangen die Landwirte um ihre Existenz. Das Wasser hat bereits 94'000 Hektar fruchtbares Ackerland verschlungen. Auch die eigens für die Ableitung des Wassers errichteten Becken konnten die Überschwemmung angesichts der Schmelzwassermengen nicht aufhalten.
Doch auch für das Land birgt die Überschwemmung Risiken. Unzählige Scheunen und Lagerhäuser, in denen Dünger, Gülle und Elektrokabel lagern, bedrohen das empfindliche Ökosystem erneut.