Während sich in Deutschland viele nach einem Leben nach der Pandemie sehnen, hebt einer immer wieder den Mahnfinger: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (58). Nicht umsonst wird er regelmässig als «Angstminister» bezeichnet.
Ab April fallen in Deutschland die meisten Pandemie-Massnahmen. Für Lauterbach viel zu früh. «Die Pandemie ist ein weltweites Geschehen und wird auf absehbare Zeit nicht enden», sagt er zu «Bild».
Auch vor neuen Varianten warnt er. Denn in China könnte in naher Zukunft wegen der tiefen Impfquote eine riesige neue Welle losbrechen.
Härtere Massnahmen könnten jederzeit wieder nötig sein
Da Lauterbach aber nicht alleine über neue Corona-Massnahmen entscheiden kann, will er sich Unterstützung in den einzelnen Bundesländern holen. «Ich werde am Montag die Gesundheitsminister der Länder darüber informieren, was aus meiner Sicht die Kriterien sind, nach denen die Länder die Hotspots bestimmen können.»
Für Lauterbach ist klar, ab wann härtere Massnahmen wieder notwendig wären. Sollten in Spitälern wegen Corona planbare Eingriffe nicht mehr gemacht werden können, die Notfallversorgung gefährdet sein, in der Pflege Untergrenzen unterschritten werden oder Patienten in andere Krankenhäuser verlegt werden müssen, dann bestünde für den Gesundheitsminister Handlungsbedarf.
Auch zur Maskenpflicht hat Lauterbach ein inniges Verhältnis. «Mein Wunsch ist und war, dass die Maskenpflicht in ganz Deutschland gilt.» Deshalb habe er nun die Detailhändler dazu aufgerufen, die Maskenpflicht weiterzuführen.
Impfpflicht als Allzweckwaffe
Das Mittel, um die Pandemie ein für alle Mal in den Griff zu bekommen, liegt für den Gesundheitsminister auf der Hand: Impfpflicht! Diese will er unbedingt. Er ist damit mit Bundeskanzler Olaf Scholz (63) auf einer Linie. Weil es aber der Bundestag ist, der über eine mögliche Impfpflicht entscheidet und nicht die Regierung, hat Lauterbach diesbezüglich nur wenig Einfluss.
Ein Scheitern der Vorlage wäre für Lauterbach eine bittere Niederlage. Trotzdem: Zurücktreten werde er auch dann nicht. «Nein, das werde ich nicht tun. Wenn die Impfpflicht scheitern sollte, wäre eine vorsichtige, konsequente Corona-Politik umso wichtiger.» Und dafür sei er nunmal genau der Richtige. (ced)