Kampf gegen Massentourismus
10-Punkte-Plan soll Florenz retten

Florenz ächzt unter zu vielen Touristen. Die italienische Stadt hat deswegen zehn Massnahmen beschlossen, um einige Besucher fernzuhalten.
Publiziert: 15.11.2024 um 10:40 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2024 um 10:55 Uhr
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Jedes Jahr drücken sich Massen durch die Altstadt von Florenz.
Foto: AFP

«Wenn eine Stadt erst einmal zur Hure geworden ist, ist es für sie schwierig, wieder Jungfrau zu werden. Wenn jetzt nicht die absolute Bremse gezogen wird, gibt es keine Hoffnung mehr», warnte Cecilie Hollberg, die deutsche Direktorin des Museums Galleria dell'Accademia in Florenz, im Januar 2024.

Für den Vergleich bekam Hollberg viel Kritik. Das Problem Massentourismus beschäftigt die Stadt allerdings schon länger. Immer mehr Touristen kommen nach Florenz. Die 380'000-Einwohner-Stadt Florenz gehört mit mehr als neun Millionen Touristen pro Jahr zu den meistbesuchten Städten Italiens. Die Lebenshaltungskosten sind dort sehr hoch.

Anwohner sind wütend und frustriert

Jetzt versucht Florenz, dem Ansturm einen Riegel vorzuschieben – und zwar mit einem 10-Punkte-Plan. Darunter zum Beispiel ein Verbot von Schlüsselkästen, die besonders gerne von Vermietern von Ferienwohnungen genutzt werden, damit Gäste einchecken können, wann sie wollen. Sie gelten als Symbol für den Massentourismus. 

In letzter Zeit wurden diese Kästen zum Ziel von Vandalismus: Frustrierte Anwohner beklebten sie mit einem roten X, wie CNN berichtet. Auch Lautsprecher, die besonders gerne von Touristenführern und Reiseleitern genutzt werden, sind nicht mehr erlaubt. 

Konkret geht es um diese 10 Punkte: 

1. Verbot der Nutzung von Schlüsselkästen in der Innenstadt.

2. Verbot von Lautsprechern und Verstärkern.

3. Beschränkungen für kurzfristige touristische Vermietungen.

4. Lancierung eines Tourismus-Dashboards, um die Besucherzahlen besser analysieren zu können.

5. Beschränkung von atypischen Fahrzeugen, wie Golfwägen, die gerne von Reisegruppen genutzt werden.

6. Klare Regeln für die Anzeige des Nationalen Identifikationscodes (CIN). Der CIN kennzeichnet alle Immobilien, die für den Tourismus genutzt werden.

7. Kommunikationskampagnen zum nachhaltigen Tourismus

8. Kontrolle der geltenden Regeln für Firmen in der Tourismusbranche

9. Zusammenarbeit mit den wichtigsten Reiseanbietern

10. Ständiger Austausche mit öffentlichen und privaten Interessenvertretern 

Eintritt für Venedig

In Florenz kam es in letzter Zeit zu zahlreichen Vorfällen, bei denen sich Touristen daneben benommen haben. Im Sommer wurde eine Touristin dabei gefilmt, wie sie an der Bacchus-Statue einen Sexualakt nachahmte.

Mit dem Tourismusproblem ist Florenz nicht allein. Viele italienische Städte kämpfen mit dem Massenansturm. Zum Beispiel Venedig. Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig seit diesem Jahr Eintritt von Kurzbesuchern: bislang fünf Euro. Künftig kann es doppelt so teuer werden. 2025 müssen Touristen bis zu zehn Euro zahlen, um ein paar Stunden durch die Lagunenstadt an der italienischen Adria spazieren zu dürfen.

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