Juliana Nehme (38) «zu dick» zum Fliegen?
Qatar Airways muss XXL-Influencerin Therapie bezahlen

Qatar Airways verweigerte Juliana Nehme einen Rückflug aus Doha. Die Begründung: Sie sei «zu dick» zum Fliegen. Nun muss die Airline ihr eine einjährige Therapie zahlen. Kostenpunkt: fast 3000 Franken.
Publiziert: 23.12.2022 um 17:40 Uhr
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XXL-Influencerin Juliana Nehme wollte aus dem Libanon-Urlaub mit Qatar Airways zurück nach Brasilien fliegen.
Foto: Instagram @juliananehme

Qatar Airways ist die beste Airline der Welt. So lautete das Urteil des Bewertungsportals «AirlineRatings.com» im Juli. Für die Influencerin Juliana Nehme (38) wurde ihre Erfahrung mit der Airline allerdings zum Albtraum.

Im November machte die Brasilianerin Ferien im Libanon und wollte mit Qatar Airways über Doha zurück nach Hause fliegen. Doch daraus wurde erst einmal nichts.

In Beirut liess man die 150 Kilogramm schwere Frau nicht an Bord. «Eine Stewardess von Qatar rief meine Mutter während des Check-ins an und sagte ihr, dass ich nicht willkommen bin, weil ich zu dick bin», beschreibt sie auf Instagram die Situation.

«Ich bin fett, aber habe die gleichen Rechte»

Am Schalter der nächste Schock: Juliana sollte für rund 3000 Franken ein Ticket für die Business-Class kaufen. Die Angestellten der Airline schien es nicht zu interessieren, dass sie schon rund 1000 Franken für ihren Economy-Class-Flug bezahlt hatte.

Qatar Airways bestreitet die Vorwürfe und erklärt in einer Mitteilung: «Jeder, der anderen Passagieren Raum nimmt und sich nicht anschnallen kann, muss aus Sicherheitsgründen und zum Komfort aller Passagiere einen weiteren Sitz kaufen.» Während die Reisenden in der Economy-Class dicht beieinander sitzen, wirbt die Airline auf ihrer Webseite mit einem «grosszügigen Platzangebot» in der Business-Class.

Vorwurf der Diskriminierung gegen Qatar Airways

Nehme weigerte sich und blieb mit ihrer Mutter vorerst in Beirut. Zwei Stunden habe sie darum gebettelt, doch noch ins Flugzeug steigen zu können – ohne Erfolg. Bis heute habe sie die 1000 Franken für den Flug nicht zurückerhalten, schreibt die 38-Jährige.

Es sei eine Schande, dass Unternehmen wie Qatar Airways diese Diskriminierung erlaube, ärgert sie sich. «Ich bin fett, aber habe die gleichen Rechte wie andere Menschen auch.»

Therapie «angemessene und verhältnismässige Massnahme»

Ihren Rückflug organisierte letzten Endes die brasilianische Botschaft in Beirut. In der Heimat angekommen, verklagte sie die Fluggesellschaft. Mit Erfolg: Das Unternehmen muss dem traumatisierten Plus-Size-Modell für ihre erlittenen seelischen Schäden eine einjährige Therapie bezahlen. Der Wert der Heilbehandlung beläuft sich auf fast 3000 Franken.

Das Gericht in São Paulo, das in dem Fall entschieden hatte, sehe darin «eine angemessene und verhältnismässige Massnahme, um sicherzustellen, dass das belastende und traumatische Ereignis überwunden wird», erklärte Richterin Renata Martins de Carvalho.

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Auf Instagram bedankte sich Nehme bei ihren 168'000 Followern, die ihr in dieser schwierigen Zeit zurseite gestanden hätten. «Lasst uns weiter für eine gerechtere Welt kämpfen, frei von Fettphobie und allen Formen von Vorurteilen», bekräftigte sie. (nad)

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