Ihre Eltern David und Louise Turpin – sie sind Mitglieder der evangelikalen Gruppierung der Pfingstbewegung – machten Jordan und ihren zwölf Geschwistern das Leben zur Hölle. Jahrelang wurden sie geschlagen, ausgehungert und an ihre Betten gefesselt. Die US-amerikanischen Medien nannten ihr Zuhause bloss «Horror-Haus». Nach jahrelangem Leiden gelang Jordan Turpin (22) am 14. Januar 2018 die Flucht.
Jetzt, fünf Jahre später, spricht sie in einem emotionalen Interview offen über ihr Trauma, das sie bis heute belastet. Noch immer gehöre Weinen zu ihrem Alltag. Als Lichtblick entpuppte sich für sie eine Pandemie-Entdeckung: die App Tiktok.
Lockdown bringt schlimme Erinnerungen zurück
Gegenüber der Zeitschrift «Elle» sagt sie: «Mein Alltag? Normalerweise weine ich.» Inzwischen ist Turpin ein Social-Media-Star, doch auch beim Tiktoks-Drehen kommen ihr manchmal die Tränen, wie sie erzählt. Ebenso beim Schminken oder Spazieren gehen. Der Horror lässt sie nicht los.
Nachdem ihre Eltern im April 2019 wegen Missbrauchs zu lebenslanger Haft verurteilt worden waren, wusste Turpin nicht mehr, wer sie war und was sie tun wollte, verrät sie. Sie begann bei der Fast-Food-Kette Taco Bell zu arbeiten, wurde dort aber nicht glücklich.
Sie machte sich Sorgen, dass sich ihr Leben nie verbessern würde: «Ich dachte, das ist es. Ich dachte mir: Das wird nie aufhören.»
Dann kam die Pandemie, die besondere Situation bedrückte die junge Frau ebenfalls. Sie ärgerte sich über Lockdown-Stänkerer.
Tiktok macht Jordan Turpin glücklich
«Die Leute sagten: Das ist das Schlimmste überhaupt! Sie konnten es kaum ertragen», erklärt sie rückblickend. «Sie haben wirklich keine Ahnung.» Wieder fühlte sie sich eingesperrt.
Wie viele andere Menschen begann sie während der Corona-Zeit sich mit der Video-App Tiktok abzulenken. Sie drehte erste Clips und wurde mit Tänzen und Lebensberichten schnell zu einem Star auf der Plattform. Inzwischen folgen ihr über 900'000 Menschen. Tiktok helle ihre Stimmung auf, sagt sie heute.
«Im Moment brauche ich irgendwie eine Pause von meiner Vergangenheit», sagt die Tiktokerin. Sie erwägt jetzt eine Musikkarriere. Damit will sie es aber ganz langsam angehen lassen. (nad)