Am frühen Montagmorgen wird die Ukraine von massiven Raketenangriffen erschüttert. In vielen Grossstädten schlagen die russischen Raketen ein, sorgen für Tote, Verletzte und Verwüstung.
Die ukrainischen Einwohner werden mitten in ihrem Alltag von den Raketen überrascht. Eine junge Frau etwa macht gerade ein Selfie-Video, als sich direkt hinter ihr eine Explosion ereignet. Unter Schock bricht sie die Übertragung ab.
Hass-Video voller Häme
Genau dieses Video nutzen pro-russische Anführer nun, um die Ukrainer zu verhöhnen und unverblümt weitere Angriffe anzukündigen. Kirill Stremousow, der Vertreter der russischen Besatzungsverwaltung des Gebiets Cherson, äussert sich auf Telegram mit einer wirren Botschaft.
Nachdem er die Szene mit dem Mädchen einblendet, beginnt er eine Rede voller Hass auf die Ukrainer. «Was ist denn los, ihr Ukro-Nazis? Was macht ihr denn für Gesichter? Was ist das für ein Klitschko, der sich wegen der Schläge auf Kiew, Chmelnizki etc. – der Bandera-Höhlen – aufregt», sagte Stremousow am Montag in dem Video. Mit Bandera-Höhlen macht er eine Anspielung auf den ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera (1909–1959). Er hatte mit den Nazis gegen die sowjetische Armee gekämpft und war an der Ermordung von Juden beteiligt.
«Jetzt fängt alles erst an»
Stremousow setzt seine Hassrede daraufhin fort. Es sei nicht möglich, mit den Ukrainern «wie mit Menschen zu reden. Ihr seid Tiere und bekommt jetzt, was ihr wolltet.» Die Ukrainer hätten «alles dafür getan, dass man mit ihnen wie mit Erwachsenen redet. Das machen wir nun», so die Drohung des russischen Vertreters.
Unverblümt droht Stremousow: «Jetzt fängt alles erst an»! Die Angriffe am Montag seien nur der Beginn einer weitreichenden «Säuberung» – eine klare Drohung.
Neben dem Vertreter der russischen Besatzungsverwaltung des Gebiets Cherson, melden sich auch weitere Propagandisten zu Wort und jubeln über die Angriffe der russischen Streitkräfte: «Seit heute Morgen gibts gute Nachrichten: Die Ansätze für die spezielle Militäroperation sind geändert worden», schreibt der Krim-Verwaltungsleiter Sergei Aksjonow in seinem Telegram-Kanal.
«Rache für Krim-Brücke»
Ihm zufolge ist es höchste Zeit geworden, dass nun alle Register gezogen werden: «Wir hätten das Kiewer Regime bereits im Mai besiegt, wenn jeden Tag solche Aktionen zur Zerstörung der gegnerischen Infrastruktur durchgeführt worden wären.»
Die massiven Explosionen in der Ukraine bezeichnet der Krim-Verwaltungsleiter als «Rache für die versuchte Zerstörung unserer Brücke auf die Krim».
Putins Top-Propagandistin und Chefin des russischen Staatsfernsehens «Russia Today», Margarita Simonjan (42), schlägt in die gleiche Kerbe: «Die Krim-Brücke war von Anfang an diese rote Linie. Das war offensichtlich.»
«Lauf Selenski, lauf!»
Auch Putins Bluthund und Tschetschenen-Anführer Ramsan Kadyrow (46) lässt es sich nicht nehmen, seine Genugtuung wegen der russischen Angriffe kundzutun. «Jetzt bin ich hundertprozentig zufrieden mit der Spezialoperation», freut sich Kadyrow.
Zudem droht er dem ukrainischen Präsidenten, Wolodimir Selenkski (44), mit weiteren Massnahmen: «Wir haben dich gewarnt, Selenski. Russland hat noch nicht wirklich begonnen. Also hör auf, dich wie ein Weichei zu beschweren und lauf weg, bevor es so weit ist. Lauf, Selenski, lauf in Richtung Westen, ohne zurückzuschauen.»
Wie verheerend die Angriffe auf die Ukraine tatsächlich sind, ist derzeit noch völlig unklar. Auch ist derzeit nicht bekannt, ob weitere Angriffe folgen werden. Das russische Verteidigungsministerium zeigt sich bereits am Montag zufrieden mit ihren Angriffen. «Das Ziel des Streiks ist erreicht worden», erklärte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow (56), am Montag.
Mithilfe von hochpräzisen Langstreckenwaffen hätten die russischen Streitkräfte auf diverse Einrichtungen der militärischen Führungs-, Kommunikations- und Energiesysteme in der Ukraine abgezielt – mit Erfolg: Man habe alle vorgesehenen Einrichtungen getroffen. Doch auch im Zentrum der Hauptstadt schlugen Geschosse ein. Weil die Raketen teilweise auch den Luftraum der zwischen der Ukraine und Rumänien gelegenen Ex-Sowjetrepublik Moldau überflogen haben, hat das moldauische Aussenministerium den russischen Botschafter einbestellt.
Allgemein werden die Angriffe als Vergeltung auf den Angriff auf die Krim-Brücke angesehen. Das Herzensprojekt von Russlands Präsident Wladimir Putin (70) wurde bei dem Angriff teilweise zerstört. (zis/dzc/SDA)