Jettete um die halbe Welt
Gesuchter Drogenboss verrät Aufenthaltsorte durch Google-Bewertungen

Trotz unzähliger Straftaten und eines Rufs als brutalen Kriminellen liess es sich der Kopf des Kinahan-Kartells auf unzähligen Reisen gutgehen. Seine Aufenthaltsorte können nun dank Google-Bewertungen nachverfolgt werden.
Publiziert: 31.03.2024 um 20:04 Uhr
1/5
Wurde 2022 von der US-Regierung zur Fahndung ausgeschrieben: Der irische Gangster-Boss Christopher Kinahan Sr.
Foto: U.S. Department of State

Er gilt als einer der meistgesuchten Männer der Welt: Christopher Kinahan Sr., der Kopf der berüchtigten «Kinahan Organised Crime Group», die ihren Ursprung in Irland hat und auch als «Kinahan Cartel» bekannt ist.

Die irische Polizei geht davon aus, dass die Bande im Laufe der Jahre durch den Handel mit illegalen Betäubungsmitteln, Waffenhandel und Geldwäsche Gewinne in Höhe von über einer Milliarde US-Dollar eingesackt hat. Zu allem Übel sollen laut Europol auch etliche Morde auf das Konto der Gruppe gehen. 

Gewaltiges Kopfgeld der US-Regierung

Von einem Mann mit einem derartigen Hintergrund könnte man meinen, dass er alles tun würde, um unter dem Radar der Strafverfolgungsbehörden zu bleiben. Schliesslich hat allein die US-Regierung ein Kopfgeld von satten 15 Millionen Dollar auf Kinahan Sr. und seine beiden Söhne ausgesetzt. Der Kinahan-Clan soll derweil in Dubai seine Zelte aufgeschlagen haben. Von einer Auslieferung des gesuchten Trios hat das Emirat bisher stets abgesehen.

Laut eines Berichts der Investigativ-Plattform Bellingcat soll der Gangster-Boss in letzter Zeit ziemlich unbeschwert durch die Welt gejettet sein und dabei auch einige Google-Bewertungen zu Hotels und Restaurants verfasst haben, die nun wertvolle Erkenntnisse über Kinahans Bewegungen und Aufenthaltsorte der vergangenen fünf Jahre liefern.

Während einige Bewertungen kurz und banal sind, etwa zu einem Restaurant in Istanbul, geben andere Posts interessante Hinweise auf seine geschäftlichen Aktivitäten. In einigen Kommentaren ist die Rede von «Business-Networking»-Konferenzen in Simbabwe und von der Beobachtung eines Sonnenuntergangs mit Kollegen in Südafrika, während sie «einige Geschäfte besprachen».

Prahlt mit seinem Jet-Set Lifestyle

«Bellingcat» ist es zudem gelungen, nachzuweisen, dass es sich bei dem Profil tatsächlich um dasjenige von Kinahan Sr. handelt, zumal die mit dem Profil verknüpfte E-Mail-Adresse ihm gehört und mit einem Konto verknüpft war, die in US-Sanktionsdokumenten aufgetaucht war. Auf einigen der Bilder ist auch das Spiegelbild – oder zumindest ein Teil davon – des Gangsters ersichtlich. 

Der erste Google-Kommentar Kinahans lässt sich zurückdatieren auf das Jahr 2019, als er eine Drei-Sterne-Bewertung für ein Burger-Restaurant in Dubai abgab. Insgesamt liessen sich satte 221 Bewertungen finden, die sich unter anderem auf Restaurants und Hotels in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Spanien, Simbabwe, Südafrika, Hongkong oder Belgien beziehen.

Die Posts liefern auch ganz konkrete Hinweise über den Lebensstil des irischen Gangster-Bosses. In einem Beitrag aus dem Jahr 2021 über einen Besuch in einem Rolex-Geschäft in Dubai schreibt Kinahan, dass ihm ein hilfsbereiter Angestellter «eine kurzfristige Lösung» für ein Problem fand, das er hatte. 

Auch die Söhne sind aktiv

Dass die Kinahans die Fahndung der US-Regierung nicht auf die leichte Schulter nehmen, zeigt die Tatsache, dass seit der Fahndungsausschreibung im April 2022 keine Bewertungen für Orte ausserhalb der VAE veröffentlicht wurden.

Kinahan Sr., der wegen seines tadellosen Kleidungsstils den Spitznamen «The Dapper Don» («Der elegante Don») trägt, hat bereits mehrfach Erfahrungen mit den Strafverfolgungsbehörden gemacht. 1986 musste er erstmals für längere Zeit in den Knast, nachdem er mit Heroin im Wert von über 100'000 Dollar erwischt worden war. 1992 kam er zwar frei, wurde jedoch nur fünf Jahre später erneut eingebuchtet. Dieses Mal, weil er mit gestohlenen Schecks hantiert hatte. 

Auch seine beiden Söhne Daniel, ein ehemaliger Boxer, und Christopher sind inzwischen aktiv im Familienunternehmen tätig. Laut dem Fahndungsaufruf des US-Aussenministeriums sollen die Kinahans zunächst südamerikanisches Kokain und Heroin in Irland vertrieben haben, bevor sie den Drogenhandel auf das Vereinigte Königreich und schliesslich auf das europäische Festland ausweiteten. (ced)


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?