Italiens «schlimmste Angestellte»
Lehrerin erschien 20 Jahre nicht zum Unterricht

Von 24 Arbeitsjahren war Cinzia Paolina D. nur vier Jahre wirklich anwesend. Der Fall sorgt in Italien für ordentlich Wirbel. So ist es ihr gelungen, all die Jahre dem Unterricht fernzubleiben.
Publiziert: 28.06.2023 um 20:22 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2023 um 22:21 Uhr
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Cinzia Paolina D. wurde von ihrer Schule entlassen – per Gerichtsurteil.
Foto: Linkedin

Ist sie Italiens schlechteste Angestellte? Cinzia Paolina D.* (56) soll Krankenstände, Ferien und Genehmigungen für die Teilnahme an Konferenzen und Fortbildungen genutzt haben, um mehr als zwei Jahrzehnte nicht unterrichten zu müssen. Über den besonderen Fall berichtet «Daily Mail».

Erst in diesem Jahr wurde sie nach zahlreichen Beschwerden von ihrer Schule entlassen. Dafür brauchte es einen Gerichtsbeschluss des höchsten italienischen Gerichts – des Kassationshofs. Zuvor hatte sie sich 24 Jahre weitestgehend vor der Arbeit gedrückt. Zehn Jahre fehlte sie vollständig, in den übrigen 14 Jahren tauchte sie nur selten auf. Sie war ursprünglich eingestellt worden, um Schülern einer Sekundarschule in Chioggia bei Venedig alles über Literatur und Philosophie beizubringen.

D. liess sich laut Urteil allein zwischen 2001 und 2021 67-mal krankschreiben, ihre Absenzen dauerten jeweils zwischen 40 und 160 Tagen. Sie nahm ausserdem bezahlte Auszeiten für die Pflege ihrer Eltern und Mutterschaftsurlaub in Anspruch.

Zusammen mit den offiziellen Ferien und Feiertagen blieb nicht mehr viel Zeit für die Buben und Mädchen. Zeitweise traten ihre Schüler in den Streik. Sie bemängelten mangelnde Vorbereitung und eine willkürliche Notenvergabe. Sie behaupteten auch, dass D. während der mündlichen Prüfungen telefonierte und SMS verschickte.

Lehrerin hing ständig am Handy

2017 kam eine Inspektion des Bildungsministeriums zu dem Ergebnis, dass «ihre Lehrmethoden unvereinbar mit dem Unterricht» seien, wie die italienische Zeitung «La Repubblica» berichtete. Das Ministerium hielt fest, dass die Lehrkraft ständig mit dem Schreiben von Textnachrichten beschäftigt war und den Fragen der Schüler kaum Aufmerksamkeit schenkte.

Die Lehrerin wurde daraufhin entlassen, ging gegen die Kündigung aber erfolgreich juristisch vor. Ein Gericht erklärte die Kündigung zunächst für unrechtmässig. Die drei Tage dauernde Inspektion sei ein «zu kurzer» Beobachtungszeitraum, «um eine absolute und dauerhafte Untauglichkeit» bescheinigen zu können.

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Schliesslich landete der Fall am obersten italienischen Gericht. Der Kassationshof erachtete die Kündigung als gerechtfertigt, bezeichnete ihre Fehlzeiten als «nicht normal» und entschied, dass die Lehrerin «permanent und absolut untauglich» für ihren Beruf sei.

Gegenüber italienischen Medien stritt D. die Vorwürfe ab. Sie könne sich zurzeit aber nicht ausführlicher äussern. Die kuriose Begründung: Sie sei momentan am Strand. (nad)

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