In Italien hat der grösste Mafia-Prozess seit 30 Jahren begonnen. Mehr als 300 mutmassliche Mitglieder und Helfer der Verbrecherorganisation 'Ndrangheta müssen sich wegen zahlreicher Vorwürfe verantworten. Es geht um Mafia-Zugehörigkeit, Mord, versuchten Mord, Erpressung, Drogenhandel, Geldwäsche und vieles mehr. Unter den Beschuldigten in dem Mega-Verfahren in Kalabrien sind auch ehemalige Politiker, Unternehmer und Polizisten.
Vielen Angeklagten drohen bei einer Verurteilung hohe Haftstrafen. Erwartet wird, dass das Verfahren mindestens ein bis zwei Jahre dauert. «Dieser Prozess ist in vielerlei Hinsicht wichtig», sagte der leitende Staatsanwalt und Mafia-Jäger aus der Regionalhauptstadt Catanzaro, Nicola Gratteri, kurz vor dem Auftakt nach Medienberichten. Es sei ein Zeichen, dass er in der Heimatregion der 'Ndrangheta stattfinde.
Riesiger Mafia-Prozess in Italien wird mindestens ein Jahr lang dauern
Für die Verhandlungen in Lamezia Terme wurde extra ein Gebäude als riesiger Hochsicherheitsgerichtssaal hergerichtet. Darin können nach offiziellen Angaben rund 1000 Beteiligte auch mit dem nötigen Corona-Abstand Platz finden.
Erwartet werden etwa 900 Zeugen, darunter ehemalige Mafia-Leute. Rund 90 Angeklagte hatten nach Medienberichten Vorwürfe der Justiz zugegeben und sich für ein Schnellverfahren entschieden. Für sie soll es am 27. Januar vor Gericht losgehen. Für weitere Mord-Beschuldigte sei eine andere Verhandlung ab Februar vorgesehen.
Das Verfahren ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit der Justiz. Im Dezember 2019, hatten rund 2500 Polizisten bei einer Grossaktion gegen die Mafia mehr als 300 Menschen festgenommen. Auch in Deutschland, der Schweiz und Bulgarien wurde ermittelt. Die 'Ndrangheta gilt als brutalste und mächtigste Mafia-Organisation in Italien.
(SDA)