Schutzgeld-Erpressung ist out. In der Corona-Pandemie wollen die Mafiosi gleich richtig zuschlagen und Restaurants en masse kaufen. Zum Spottpreis! Ihre Opfer: Wirte, denen das Wasser wegen des Lockdowns zum Halse steht. Dabei geht die organisierte Kriminalität Klinken putzen.
Die Mailänder Handelskammer (Confcommercio) schlägt nun Alarm. Eine Umfrage bei ihren Mitgliedern ergab, dass 20 Prozent von ihnen im vergangenen halben Jahr von zwielichtigen Typen angesprochen wurde. Also jeder fünfte Restaurantbesitzer. Die Männer gehen immer gleich vor. Sie checken die wirtschaftliche Situation des Betreibers ab, bieten dann «Hilfe» an. Die sieht dann einen Verkauf vor zu einem Preis, der weit unter dem Marktwert liegt.
Im Lockdown geht den Unternehmern das Geld aus
Bereits im Juni veröffentlichte die Confcommercio eine Umfrage dieser Art. Damals gaben neun Prozent der Befragten an, unlautere Kaufangebote erhalten zu haben. Mit der zweiten Corona-Welle verdoppelte sich die Zahl. Hintergrund: In den Lockdowns geht den Kleinunternehmern zunehmend das Geld aus. Aber auch Kreditmöglichkeiten schwinden. Immer weniger Banken übernehmen das Risiko.
Anonym befragt in dieser Studie wurden 400 Gastronomen aus Mailand, Lodi, Monza und Brianza. An der Studie «Kriminalität in Zeiten von Covid: Welche Gefahr birgt dies für Unternehmen» beteiligt sind auch die Präfektur von Mailand, Staatsanwaltschaft und Antimafia-Direktion der Metropole.
Es trifft nicht nur Restaurants
Doch es trifft nicht nur Wirte. Auch Lebensmittelläden und Immobilien-Agenturen erhalten fragwürdige Angebote. So erklärt die Staatsanwältin Alessandra Dolci im Il Giorno:«Einst begnügten sich die Mafiosi mit Schutzgeld-Erpressung, heute greifen sie immer häufiger direkt zu Immobilien oder Geschäften, um die Wirtschaft des jeweiligen Viertels zu kontrollieren.» Das Klinkenputzen werde gut vorbereitet, so die Mafia-Jägerin. Bankangestellte würden geschmiert, um zu erfahren, welche Kleinunternehmer in finanziellen Schwierigkeiten steckten.
Der Vize-Präsident der Confcommercio, Mario Peserico, schlägt Alarm: «Die verlängerten Corona-Massnahmen belasten die Wirtschaft schwer und deren Liquidität der Unternehmen. Wir müssen diese Phänomene im Auge behalten, die Zusammenarbeit mit den Institutionen verstärken, aber vor allem schnell für finanzielle Unterstützung sorgen, um die Verluste aufzufangen.»