«Man hockt Zuhause und überlegt, was passieren könnte»
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Bürger in Moskau besorgt:«Man hockt Zuhause und überlegt, was passieren könnte»

Ist das der Anfang von Putins Ende?
Das ist zu Prigoschins Rebellion bekannt

Russland ist in Aufruhr. Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldner-Gruppe Wagner hat den Aufstand gegen die russische Militärführung gewagt. Was ist passiert? Wie reagiert Putin? Blick verschafft den Überblick.
Publiziert: 24.06.2023 um 13:06 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2023 um 21:32 Uhr
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Hat den Aufstand gegen die russische Militärführung gewagt: Jewgeni Prigoschin, der Chef der Söldner-Gruppe Wagner.
Foto: Telegram
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Cédric HengyRedaktor News

Findet in Russland gerade ein Staatsstreich statt? Steht das Land vor einem Bürgerkrieg? Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (62) hat am Freitag zum Widerstand gegen russische Truppen aufgerufen. Moskau erklärte ihn daraufhin zum Staatsfeind und jagt ihn nun. Blick zeigt auf, was bisher über die Lage in Russland bekannt ist.

Die Vorgeschichte

Am Freitag meldete sich Prigoschin in einem Telegram-Video zu Wort – und liess eine Bombe platzen. Er widersprach der offiziellen Begründung des Kremls für den Ukraine-Krieg. Russland, so Prigoschin, sei vor der Invsasion im Februar 2022 zu keinem Zeitpunkt durch die Ukraine bedroht gewesen. Auch von der Nato hätte Russland nichts zu befürchten gehabt, so der Söldner-Boss.

Prigoschin, der seit Monaten im Konflikt mit der russischen Militärführung steht, warf unter anderem Verteidigungsminister Sergei Schoigu (68) vor, er habe allein aus Eigennutz und Ruhmsucht den Krieg gegen die Ukraine begonnen. Der russische Präsident Wladimir Putin (70) sei in der Folge von Schoigu und weiteren Militärs unzureichend über die Vorgänge in der Ukraine informiert worden.

Nur Stunden später kam es zum zweiten Eklat. Prigoschin behauptete, dass die russische Armee einen Wagner-Stützpunkt hinter der Front mittels Raketenangriff zerstört hätte. Dabei seien 2000 Wagner-Kämpfer umgekommen. Als Vergeltung dafür und um Schoigu und Gerassimow, den Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, zur Rechenschaft zu ziehen, kündigte er einen «Marsch der Gerechtigkeit» an. Das Ziel: Rostow, allenfalls auch Moskau, so Prigoschin.

Wie ist die aktuelle Lage in Russland?

Momentan hält sich Prigoschin mit seinen Kämpfern in Rostow am Don im Süden Russlands auf. Laut eigenen Angaben kontrolliere die Wagner-Gruppe alle Militäreinrichtungen der Stadt. «Unter unserer Kontrolle befinden sich Militärobjekte Rostows, darunter auch der Flugplatz», so Prigoschin.

Mittlerweile gibt es Berichte, wonach die Söldner-Truppe bereits die Stadt Woronesch erreicht hätte. Demzufolge sei sie in Richtung Moskau unterwegs. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldet, wurden die Sicherheitsmassnahmen in der russischen Hauptstadt derweil drastisch erhöht.

So wurden an Einfallstrassen in die Stadt Checkpoints errichtet. In der Nacht fuhren in Moskau Panzerwagen auf. Am Samstag wurde zudem der Antiterror-Notstand ausgerufen. Der Gouverneur der Region Moskau riet davon ab, Fahrten in den südlichen Teil der Region zu unternehmen.

Welches Ziel verfolgt Prigoschin?

Der Wagner-Boss will laut eigenen Aussagen mit Verteidigungsminister Schoigu und Generalstabschef Gerassimow über den Angriff auf den Wagner-Stützpunkt sprechen. Prigoschin meint es offenbar ernst. Alles andere als ein Gespräch mit den beiden Militärs lehnt er ab. «Ansonsten werden wir nach Moskau weiterziehen.»

Mit welchen Konsequenzen muss Prigoschin rechnen?

Mit seinem Handeln scheint Prigoschin die rote Linie endgültig überschritten zu haben. Lange schien der Söldner-Boss unantastbar zu sein, doch damit dürfte es nun vorbei sein. Die Generalstaatsanwaltschaft leitete ein Strafverfahren wegen Organisation eines militärischen Aufstandes gegen ihn ein. Prigoschin drohen somit zwischen 12 und 20 Jahre Haft.

Der Inlandsgeheimdienst FSB rief derweil die Wagner-Söldner dazu auf, sich gegen Prigoschin zu stellen und diesen festzunehmen. Wer sich zur Vernunft besinne, müsse laut dem Verteidigungsministerium keinerlei Konsequenzen fürchten.

Wie reagiert Putin?

Putin scheint endgültig mit seinem einstigen Kumpanen gebrochen zu haben. In einer Fernsehansprache sprach er von «Verrat». Prigoschins spaltende Aktionen seien ein Stich in den Rücken des russischen Volkes, so Putin. Er habe den Befehl gegeben, die Drahtzieher hinter der Revolte zu neutralisieren. Die Situation in Rostow bleibe weitehin schwierig, aber man werde siegen, so Putin. An Prigoschin und seine Söldner richtete Putin folgende Worte: «Ich fordere Sie auf, mit ihren kriminellen Handlungen aufzuhören!»

Wie reagiert die Ukraine?

Dass die Russen derzeit mit sich selbst beschäftigt sind, dürfte der Ukraine in die Hände spielen. Das ukrainische Verteidigungsministerium etwa tweetete am Freitagabend: «We are watching».

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Gemäss russischem Verteidigungsministerium habe die Ukraine die «Provokation Prigoschins» bereits ausgenutzt. So stocke Kiew bei Bachmut die «Anfangslinien für Offensivaktionen» mit zwei neuen Brigaden auf.

Mychailo Podoljak (51), ein enger Berater des ukrainischen Präsidenten Selenski (45) nennt den Vorstoss von Prigoschin eine «Antiterror-Operation». Einer müsse auf jeden Fall verlieren, entweder Prigoschin oder seine Gegner. «In Moskau fängt alles gerade erst an», schreibt Podoljak.

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Was sagt der Westen?

US-Präsident Biden (80) wurde am Freitagabend über die sich entwickelnde Lage in Russland informiert. Das Weisse Haus beobachte den Machtkampf zwischen Prigoschin und der russischen Militärführung sehr genau. Biden wolle sich laut Medienberichten aber erst melden, wenn die USA wüssten, was sich genau zutrage. (ced)

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