Der Militärstützpunkt Shura, die Zentrale des Rabbinats der israelischen Armee, befindet sich unweit der südöstlich von Tel Aviv gelegenen Stadt Ramle. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober fahren hier Kühltransporter ein und aus. Sie bringen die Leichen der über 1300 Opfer zur Identifizierung, bevor diese den Angehörigen übergeben werden.
Am Freitag durften israelische und internationale Medienvertreter den Stützpunkt betreten – die israelische Armee wollte der Weltöffentlichkeit das Ausmass des Massakers vor Augen führen. Wie unter anderem die israelische Zeitung «Haaretz» schreibt, standen auf dem Gelände zahlreiche Container. Sie enthielten für die Bestattung freigegebene Leichen und Körperteile.
«Die Kleinen sind Kinder»
Ein Soldat öffnete die Tür zu einem der Container, damit die Journalisten Fotos machen konnten. Im Innern stapelten sich in Plastiksäcken verpackte Leichen auf Baumarktregalen. «Die Kleinen sind Kinder», erklärte der Soldat laut einem Bericht von «Spiegel».
Jeden Tag kommen neue Leichen an, heisst es. Einige sind nur schwer zu identifizieren, weil sie zu fest verbrannt sind. Der freiwillige Helfer Benny Schechter sagte gegenüber «Haaretz»: «Einige der Leichen befinden sich in einem sehr schlechten Zustand. Sie wurden nicht einfach erschossen. Einige sind sehr schwer zu identifizieren, weil sie verbrannt wurden. In einigen Fällen findet man den Körper und den Kopf getrennt. Es wurden auch Körperteile in den Bäumen gefunden.»
Mehr zum Konflikt im Nahen Osten
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (73) behauptet, die Hamas habe auch Babys enthauptet. Nach Aussage von Personen, die in dem Identifizierungszentrum Shura mit den Leichen zu tun hatten, befinden sich auch Babys unter den Toten, deren Körper vom Kopf getrennt sind.
Einige Angehörige werden wohl im Ungewissen bleiben
Die Leichen, die im Militärstützpunkt nicht identifiziert werden können, werden in Kühlwagen zum Nationalen Zentrum für Forensische Medizin in Tel Aviv weitertransportiert. Einige Familien werden wohl für immer im Ungewissen bleiben. Chen Kugel, der Leiter des Zentrums, sagt zu «Daily Mail»: «Ich befürchte, dass es einige Menschen geben wird, die wir nie identifizieren werden. Darauf müssen die Leute vorbereitet sein.»
Kugel beschreibt einen Fall, bei dem erst eine Computertomografie der Überreste zeigte, dass es sich um zwei Leichen handelte. «Man kann an der Form der Wirbelsäule erkennen, dass es sich um einen Erwachsenen und ein Kind handelt, und sie sitzen zusammen und umarmen sich eng.» Das sei herzzerreissend und nur schwer zu ertragen, sagt Kugel. «Selbst für Leute wie mich.» (noo)