Es sind turbulente Tage für die Universität Bern. Ein Dozent des Instituts für Studien zum Nahen Osten hat vergangene Woche auf X (vormals Twitter), die Hamas-Attacke auf Israel als «Geburtstaggeschenk» bezeichnet. Daraufhin wurde der Hochschullehrer «bis zur abschliessenden Klärung der Konsequenzen» freigestellt. Nun wird ihm fristlos gekündet, wie Rektor Christian Leumann heute an einer Medienkonferenz mitteilte.
Zudem wird die Leiterin des Instituts, Serena Tolino (40), die mit dem Dozenten liiert ist, vorläufig von ihren Aufgaben entbunden. Bisher habe es keine Hinweise auf problematische Gesinnung gegeben, meinte Leumann. Deshalb leite die Universität jetzt eine externe Administrativuntersuchung ein, um die Vorwürfe und die Geschehnisse aufzuarbeiten. Geleitet wird die Untersuchung von Antonio Loprieno, ehemaliger Rektor der Uni Basel und früherer Präsident der Akademien der Wissenschaften. Bis zum Abschluss dieser Untersuchung soll die Institutsleiterin lediglich Aufgaben übernehmen, die sich nicht delegieren lassen.
Uni will Einstellungsprozess überprüfen
Die Uni will auch klären, wie sie in Zukunft in solchen Situationen handeln will und wie sich der Einstellungsprozess optimieren lässt. «Wir wollen herausfinden, wie sich solche Situationen vermeiden lassen», sagt Leumann. Allerdings sei offen, was aus dem Bericht konkret hervorgehe, ergänzte der Generalsekretär Christoph Pappa.
Es war nicht nur der Tweet, in dem er den Hamas-Angriff als Geschenk bezeichnete, die dem Dozenten zum Verhängnis geworden sind. In einem Kommentar schrieb er auf Hebräisch unter einem Überfall-Video «Shabbat Shalom» («Friede sei Sabbat»). Dabei handelt es sich um einen jüdischen Sabbat-Gruss. Der Dozent machte somit eine zynische Anspielung auf den jüdischen Feiertag Simchat Tora. Denn an diesem Tag begann der Grossangriff der Hamas. Laut Pappa soll es noch weitere Vorfälle gegeben haben. Dies werde Teil der Untersuchung sein.
Institutsleiterin fands halb so schlimm
Infolge der Tweets geriet auch die Institutsleiterin für Studien zum Nahen Osten in die Kritik, die mit ihm in einer Beziehung ist. In einer ersten Stellungnahme bezeichnete sie die Tweets des Hochschullehrers zwar als «inopportun», aber bei genauer Betrachtung «ohne antisemitische Intention».
Islamexperten und Verbandsvertreter zeigten sich empört. Die Posts seien klar als «Ermutigung zu Gewalt» zu verstehen, sagte die Islamkennerin Saïda Keller-Messahli zu «20 Minuten». Für die Universität sei er daher nicht länger tragbar.
Infolge des medialen Drucks distanzierte sich die Universität Bern zunächst von den Tweets des Dozenten sowie von jeglicher Gewalt und deren Unterstützung. Nun muss der Dozent per sofort seinen Posten räumen. (rba)