Auf einen Blick
- Iran greift Israel mit Hunderten Raketen an
- Iran verwendet erstmals Hyperschallrakete als Vergeltungsaktion
- Mindestens eine Person getötet, zwei verletzt
Hunderte Geschosse, Raketeneinschläge und Menschen in Schutzbunkern: Nachdem bereits Gerüchte über einen geplanten iranischen Angriff auf Israel die Runde gemacht hatten, schlug der Iran tatsächlich zu: Die Revolutionsgarden schickten über 180 Raketen in Richtung Israel.
Der Beschuss, der kurz vor 21 Uhr (Ortszeit) für beendet erklärt wurde, dürfte auf beiden Seiten für weitere Eskalationen sorgen. Blick liefert eine Übersicht über die drängendsten Fragen.
Was ist passiert?
Kurz vor 19.30 Uhr (Ortszeit) heulten in Israel die Sirenen. Die Menschen mussten unverzüglich Schutzbunker aufsuchen. In den nächsten eineinhalb Stunden flogen rund 180 Raketen auf israelisches Territorium zu. Die exakten Zahlen dazu gehen auseinander. Bilder zeigten, wie im Sekundentakt Geschosse am Nachthimmel auftauchten und schliesslich am israelischen Raketenabwehrsystem «Iron Dome» abprallten. Nur wenige Geschosse schafften es durch die «Eiserne Kuppel». Eine Rakete schlug in der Stadt Tel Sheva in der israelischen Negev-Wüste ein.
Gab es Opfer?
Nach israelischen Angaben starb mindestens eine Person im Westjordanland im Rahmen des Angriffs. Zwei Personen wurden durch Granatsplitter verletzt. Ansonsten entstanden mehrere Verletzungen aufgrund von Stürzen sowie ausgelöste Panikattacken. Auf Aufnahmen war zu sehen, wie Menschen panisch in Schutzbunker flüchteten. Auch Schulhäuser sollen als Unterschlupf gedient haben.
Was sagt der Iran?
In einer ersten Stellungnahme gaben die iranischen Revolutionsgarden an, es handele sich beim vollzogenen Raketenangriff um eine Vergeltungsaktion für den getöteten Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah (†64). Sollte Israel sich zu einer Reaktion hinreissen lassen, werde der Iran «vernichtend» reagieren. Der Iran gab an, bei seiner Attacke auf Israel zum ersten Mal eine «Hyperschallrakete» eingesetzt zu haben.
Was sagt Israel?
Die israelische Armee hat nach dem Angriff aus dem Iran angekündigt, eine «harte Reaktion» zeigen zu wollen. Durch die funktionierenden Abwehrsysteme sei zwar niemand ernsthaft zu Schaden gekommen, dennoch habe der Iran 10 Millionen Israelis attackiert. «Wir werden unsere Leute schützen», sagte Militärsprecher Daniel Hagari. Zudem kündigte das Militär an, in der Nacht weitere Luftschläge im ganzen Nahen Osten an.
Wie reagiert die Welt?
Die Weltgemeinschaft hat sich nach der Attacke auf Israel extrem besorgt gezeigt. «Das ist ein Angriff anderer Art», berichtet ein US-Korrespondent gegenüber dem Nachrichtenportal «Al-Jazeera». Konkret: Anders als beim Angriff des Iran auf Israel im April habe der Iran dieses Mal auf ballistische Raketen zurückgegriffen. Im Unterschied zu Marschflugkörper und Drohnen würden ballistische Raketen viel weniger lang brauchen, um israelisches Territorium zu erreichen.
US-Präsident Joe Biden wies sein Militär während des Angriffes an, iranische Raketen, die Richtung Israel fliegen, abzufangen. Biden und seine Vize-Präsidentin Kamala Harris beobachteten den Angriff aus dem Situation Room im Weissen Haus. Später bezeichnete die US-Regierung den Raketenangriff als «vereitelt und unwirksam». «Uns ist nichts über Schäden an Flugzeugen oder strategischen militärischen Einrichtungen in Israel bekannt», sagte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan in Washington. Man habe bereits deutlich gemacht, dass dieser Angriff Konsequenzen haben werde und daran arbeite man nun mit Israel. Es handle sich um eine «bedeutende Eskalation».
Trump wirft den USA Führungslosigkeit vor
«Die Welt steht in Flammen und gerät ausser Kontrolle», liess der ehemalige US-Präsident und Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump (78) verlauten. Dabei kritisierte er vor allem seine eigene Regierung: «Wir haben keine Führung, niemanden, der das Land leitet», teilte er mit.
Zahlreiche europäische Staaten, darunter die Schweiz, verurteilten den Angriff auf Israel. «Die Schweiz ist zutiefst besorgt über den Raketenangriff auf Israel und verurteilt diesen auf das Schärfste», heisst es vom eidgenössischen Departement für Auswärtige Angelegenheiten auf X.
Welchen Einfluss hat die Attacke auf den Flugverkehr?
Aufgrund der Lage im Nahen Osten umfliegen diverse Airlines seit Dienstag die Lufträume über dem Iran, Irak und Jordanien. Dies führt bei mehreren Flugverbindungen. Der Iran hat seinen Luftraum mittlerweile komplett gesperrt, wie Aufnahmen von FlightRadar24 zeigen. Etliche Flugzeuge mussten bereits umkehren.
Alle Flüge seien bis Mittwoch, 10 Uhr (Ortszeit) gestrichen worden, berichtete die staatliche Agentur Irna unter Berufung auf einen Sprecher der Luftfahrtbehörde.