Infizierte Schwangere kann ihr Baby erst nach 75 Tagen sehen
Corona-Koma nach der Geburt!

Beinahe hätte Jayoung Lee ihr Kind niemals in die Arme schliessen können. Anfang März infizierte sie sich mit dem Coronavirus. Sie spuckte Blut und brachte unter Atemnot und mit Fieber ihr Baby zur Welt.
Publiziert: 25.09.2020 um 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2020 um 10:28 Uhr
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Endlich kann Jayoung Lee ihr Baby in den Armen halten.
Foto: Jayoung Lee

Jayoung Lee (38) fiel nach der Geburt ihres Sohnes am 9. März ins Koma. Sie hatte sich hochschwanger, kurz vor der Geburt, mit dem Coronavirus infiziert. Sie erkrankte, hustete, kurz bevor die Wehen kamen, Blut. Ihren Buben brachte sie unter schwerer Atemnot und mit Fieber zur Welt.

Das Neugeborene war nicht infiziert und wurde sofort nach der Geburt von seiner Mutter getrennt. Jayoung Lees Zustand verschlechterte sich danach dramatisch. Ihre Lunge kollabierte, sie wurde beatmet, dann ins künstliche Koma versetzt und in die Berliner Charité verlegt. Ihrem Mann sagten die Ärzte, er solle sich auf das Schlimmste vorbereiten.

Mutter hat nur noch Hälfte ihrer Lungenkapazität

Dort kämpften die Ärzte 30 Tage lang um das Leben der Mutter. Dann können sie Jayoung Lee aus dem Koma aufwecken. «Ein Arzt sagte, ich würde nie wieder dieselbe sein wie zuvor», sagt die Corona-Überlebende zur «Bild». Ihre Lunge hat nur noch die Hälfte der Kapazität wie vor der Corona-Erkrankung.

Heute ist klar, Schwangere gehören zur Corona-Risikogruppe. Insgesamt 75 Tage nach der Geburt – und ihrem Überlebenskampf – darf Jayoung Lee ihr Kind dann in den Arm nehmen. Sie schaffte es kaum, die Kraft dafür aufzubringen.

Erster Corona-Test wurde nicht ausgewertet

Was vor der Geburt passierte, ist ein Skandal. Jayoung Lee liess sich auf das Coronavirus testen, doch der Abstrich in einer Berliner Klinik wurde nicht ausgewertet. «Die Ärzte meinten, dass mein Abstrich nicht ausgewertet worden sei, weil ich weder Covid-Kontakte gehabt hätte, noch in einem Risikogebiet gewesen wäre», sagt sie.

Als sie sich wegen ihres Gesundheitszustandes ins Spital einliefern liess, wurde sie erneut getestet. Diesmal wird der Test auch ausgewertet. Das Ergebnis: positiv. Sie hatte einen Covid-Kontakt: ihren Ehemann.

Ihr Ehemann steckte Jayoung Lee an

Der kam Anfang März aus Italien zurück. Jedoch aus einer Region, die damals noch nicht als Risikogebiet galt. Er bekam Fieber, erbrach. Das wurde von seinem Hausarzt als Grippe abgetan. Diese Fehleinschätzung kostete seine Frau fast das Leben.

Jetzt appelliert die 38-Jährige: «Ich möchte, dass sie wissen, dass das Virus gefährlich ist. Jeder kann dadurch sterben, auch junge Menschen. Jeder ist verletzbar.» (euc)

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