«In Versuchung geführt»
Gläubige Russin verklagt McDonald's wegen Cheeseburger-Werbung

Eine orthodoxe Russin verklagt McDonald's wegen «Beleidigung ihrer religiösen Gefühle». Stein des Anstosses: Ein Cheeseburger-Aktionsangebot. Denn dieses verführte sie zum Kauf von Fast-Food, wo sie doch eigentlich fasten wollte.
Publiziert: 10.08.2021 um 15:56 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2021 um 21:02 Uhr
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Eine Frau hat McDonald's wegen einer Cheeseburger-Werbung verklagt. (Symbolbild)
Foto: NurPhoto via Getty Images

16 Jahre lang schaffte es die Russin Xenia O.* erfolgreich, die Fastenzeit der russisch-orthodoxen Kirche – jeweils sieben Wochen im März und April – durchzuziehen. Das änderte sich gemäss dem Portal «Znak» am 9. April 2019, als sie sich von einem Cheeseburger verführen liess.

Doch von vorne. An dem Frühlingstag spazierte Xenia O. durch die sibirische Stadt Omsk. Sie fastete bereits seit einem Monat, was in der russisch-othodoxen Kirche unter anderem den Verzicht auf Fleisch, Eier und Milchprodukte bedeutet.

Da fiel ihr ein 18 Quadratmeter grosses Werbebanner unmittelbar neben einer McDonald's-Filiale auf. Das Aktionsangebot: Saftige Cheeseburger und Chicken McNuggets für nur 39 Rubel (50 Rappen).

«Ich konnte mich nicht beherrschen»

Eigentlich hätte Xenia O. noch drei Wochen ohne Poulet, Rind und Co. essen sollen – doch die Fleischeslust war einfach grösser. Die Gläubige gönnte sich den Aktions-Cheeseburger. Nachdem sie diesen verschlungen hatte, bereute sie ihre Entscheidung jedoch.

Schuld daran, fand die gläubige Frau, sei aber nicht etwa ihre mangelnde Willenskraft. Sondern einzig und alleine das Werbeplakat von McDonald's. Also reichte sie Klage gegen den Fast-Food-Giganten ein.

«Ich bin eine russisch-orthodoxe Christin. Am 9. April bin ich an diesem Banner vorbeigelaufen. Dann, wenn laut den Klosterstatuten es nur erlaubt ist, pflanzliche Nahrung zu essen», schreibt die Frau in der Anklageschrift.

«Als ich das Werbeplakat sah, konnte ich mich nicht beherrschen, ging zu McDonald's und kaufte einen Cheeseburger», schreibt O.

«Zur Beichte statt vor Gericht»

In der Anklageschrift wirft Xenia O. McDonald's mit der Cheeseburger-Aktion zur Fastenzeit die «Verletzung religiöser Gefühle von Gläubigen» vor. Sie beruft sich dabei auf ein Gesetz, das in Russland 2013 verabschiedet wurde, nachdem die russische Polit-Punkband Pussy Riots mit einem Videoclip in einer orthodoxen Kirche für Empörung gesorgt hatte. Die Putin-Kritikerinnen wurden dafür zu zwei Jahren Straflager verurteilt.

Auf solch harte Rache ist Xenia O. aber nicht aus. Sie verlangt von McDonalds bloss 1000 Rubel (12.50 Franken) als Entschädigung für den «moralischen Schaden». Mittlerweile hat auch die russisch-orthodoxe Kirche Wind von Xenia O.s Feldzug gegen den US-Giganten Wind bekommen. Unterstützung in ihrem Feldzug gegen den Burgerriesen kann die Gläubige dort leider nicht erwarten. «Wir raten ihr, zur Beichte zu gehen statt vor Gericht», sagt ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur «Ria». (man)

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