Als die ganze Welt in den Fängen des Coronavirus war, gab es ein Land, das behauptete, keine einzige Infektion verzeichnet zu haben: Nordkorea. Das Regime wies zu Beginn der Pandemie alle Ausländer aus und schloss seine Grenzen. Von da an lebte man angeblich mehr als zwei Jahre lang frei von Covid-19.
Mittlerweile hat sich die Situation in der Diktatur schlagartig geändert. Am Donnerstag verzeichnete das Land die ersten Corona-Fälle – und seither explodieren die Infektionen und Todesfälle, wie der «Spiegel» schreibt. Kurz vor dem Wochenende berichtete Nordkorea von rund 350'000 Fieberinfektionen und sechs Coronatoten. Unterdessen sollen bereits 56 Personen gestorben und 1,48 Millionen infiziert sein.
Ausländische Hilfe abgelehnt
Dass Nordkorea eigentlich einen Vorteil durch die bereits entwickelten Impfstoffe hätte, bringt der dortigen Bevölkerung nichts. Denn Diktator Kim Jong Un (38) verzichtet vehement auf die Impfstoffe. Gemäss Weltgesundheitsorganisation WHO ist der Staat neben Eritrea sogar der einzige, der noch keine Impfkampagne gestartet hat.
Andere Länder haben Nordkorea bereits Hilfe angeboten. So wollte China im letzten Jahr drei Millionen Impf-Dosen an Nordkorea übergeben. Kim Jong Un lehnte damals ab und sagte, die Impfstoffe sollten lieber an «bedürftige Länder» abgegeben werden.
Gesundheitssystem auf Platz 193 von 195
Laut WHO hat die Diktatur auch zu wenig Coronatests. So wurden bisher nur etwa 64'000 Tests durchgeführt. Das macht es umso schwieriger, einen realistischen Überblick über die Situation zu erhalten. Denn das Gesundheitssystem in Nordkorea dürfte schnell überlastet sein. In einem entsprechenden Ranking von 2021 landete der Staat auf Platz 193 von 195.
Ein aus Nordkorea geflüchteter Arzt berichtet davon, dass auch die Intensivstationen im Land ein Problem seien. Diese seien nämlich «extrem selten» und nur in der Hauptstadt Pjöngjang vorhanden. Um die Bevölkerung von den Spitälern fernzuhalten, wirbt das nordkoreanische Staatsfernsehen jetzt mit natürlichen Heilmitteln. So sollen die Einwohner etwa Salz gurgeln, um gesund zu bleiben.
Kim Jong Un hat Militär mobilisert
Nebst aussergewöhnlichen Methoden hat Nordkorea mittlerweile die einzige Massnahme ergriffen, die noch übrig blieb: einen Lockdown. Doch die Zahlen aus dem Nachbarland China zeigen, dass sogar ein extrem harter Lockdown die Omikron-Variante kaum stoppen kann.
Auch das Militär hat Kim Jong Un mobilisiert, um auf die explodierenden Fallzahlen zu reagieren. Denn ihm zufolge ist das Coronavirus der «grösste Aufruhr», den das Land seit seiner Gründung erlebt hat. Die Nordkoreaner müssen nun hoffen, dass ihr Regime Hilfe, die etwa aus Südkorea bereits angeboten wurde, annimmt. Im wohl abgeschottetsten Land der Welt ist man nämlich dringend auf Beatmungsgeräte, Medikamente und Impfstoffe angewiesen. (obf)
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