In Nordafghanistan
Taliban nähern sich Masar-i-Scharif

Die militant-islamistischen Taliban nähern sich zunehmend der Stadt Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans.
Publiziert: 10.08.2021 um 17:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2021 um 09:46 Uhr
Ein afghanischer Polizist steht am Stadtrand von Masar-i-Scharif Wache. Die militant-islamistischen Taliban nähern sich zunehmend Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans. Am Dienstag habe es Gefechte in circa 20 Kilometer Entfernung von der Stadt gegeben, sagte die Parlamentarierin Saifura Niasi. Foto: Mirwais Bezhan/AP/dpa
Foto: Mirwais Bezhan

Am Dienstag habe es Gefechte in den Gebieten Langarchana und Pul-e Imam Buchari gegeben, die 15 respektive 20 Kilometer von der Stadt entfernt seien, sagte die Parlamentarierin Saifura Niasi. Dem Provinzrat Sabiullah Kakar zufolge gehen die Islamisten sehr strategisch vor. Sie hätten in der Nacht zu Dienstag aus einem Bezirk im Umkreis die Stadt mit geschätzt 500 000 Einwohnern angegriffen, um die Sicherheitskräfte abzulenken, und hätten dann versucht, über einen anderen Bezirk weiter vorzurücken. In der Nacht habe man in der Stadt Artilleriefeuer und Luftschläge gehört.

Im Norden von Masar haben laut Kakar nun Milizen rund um den Ex-Provinzgouverneur Mohammad Atta Nur eine Verteidigungslinie aufgebaut. Der ehemalige Kriegsfürst Abdul Raschid Dostum und General Murad Ali Murad sowie der Vizechef des Geheimdienstes seien nun in der Provinz Balch. Dostum und Murad sollten zur gefallenen Stadt Schiberghan geschickt werden, wo die Regierung noch den Flughafen hält. Mit den Kräften dort und Kräften aus Masar sollten die Taliban von zwei Seiten angegriffen und zurückgeschlagen werden.

Taliban lösen über soziale Medien Panik aus

Die Taliban hatten am Montag in sozialen Medien verbreitet, Masar von vier Seiten anzugreifen. Das löste offenbar Panik in der Bevölkerung aus. Zwischen 600 und 1000 Menschen seien zum Flughafen zu kommen, um aus der Stadt zu fliegen, sagte die Parlamentarierin Niasi. Tickets nach Kabul, die üblicherweise 70 US-Dollar kosten, seien am Schwarzmarkt für 300 US-Dollar verkauft worden. Anstatt drei täglichen Flügen würden nun acht oder mehr durchgeführt. Viele Regierungsvertreter würden fliehen.

Das indische Konsulat in Masar-i-Scharif rief am Dienstag per Twitter indische Staatsbürger dazu auf, sich für einen Evakuierungsflug zu melden. Die Bundeswehr hatte ihre letzten Soldaten Ende Juni aus Camp Marmal bei Masar-i-Scharif ausgeflogen.

(SDA)

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