In Grossbritannien fehlt es an Personal, weil viele Angestellte in Quarantäne sind
Corona-Experiment scheitert – Regale in Läden leer

In Grossbritannien befinden sich zurzeit rund 1,7 Millionen Menschen wegen Corona in Quarantäne – darunter viele Arbeitstätige. Es kommt zu Versorgungsengpässen. Nun reagieren viele mit einem Trick.
Publiziert: 23.07.2021 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 24.07.2021 um 06:07 Uhr
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Kaum mehr jemand, der auffüllt: In Grossbritannien leeren sich die Regale.
Foto: keystone-sda.ch

In Grossbritannien droht ein Lockdown durch die Hintertür: Weil Hunderttausende Menschen in die Quarantäne geschickt wurden, bleiben überall Arbeiten liegen. Die Regale in den Supermärkten leeren sich, denn niemand füllt sie auf.

Rund 1,7 Millionen der 67 Millionen Britinnen und Briten befinden sich zurzeit in zehntägiger Isolation, davon sind fast 620’000 Beschäftigte in England und Wales. Sie sind infiziert oder mit Infizierten in engem Kontakt gestanden.

Betroffene Personen werden von der nationalen Gesundheitsbehörde NHS in der Regel durch das Contact-Tracing-App «gepingt», was «verständigt» bedeutet. Bereits wird der Zustand die «Pingdemie» genannt.

Minister ist besorgt

Es fehlt nicht nur an Personal in den Läden, auch Grosshändler und Spediteure kämpfen um eine stabile Versorgung mit Lebensmitteln und Treibstoff. In London verzeichnet man Engpässe bei Wasser in Flaschen, Softdrinks, Salat und Fleisch. Zudem bleibt teilweise der Güsel liegen. Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng (46) zeigt sich «sehr besorgt über die Situation».

Vertreter der Fleischindustrie schlagen Alarm. Die britischen Lebensmittelversorger stünden «kurz vor dem Zusammenbruch». Die Supermarktgruppe Iceland teilte mit, Geschäfte wegen Personalmangels geschlossen zu haben.

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Quarantäne für Geimpfte lockern?

Die «Pingdemic» hat eine Debatte darüber ausgelöst, ob vollständig Geimpfte der Pflichtquarantäne entgehen können und sich stattdessen täglich testen dürfen.

Ab Mitte August soll diese Regelung gelten. Bislang gelten Ausnahmen jedoch nur für Teilnehmer eines Pilotprojektes oder etwa für Beschäftigte des Gesundheitsdienstes. Viele Branchen, darunter das British Retail Consortium sowie die Fleischindustrie, fordern weitere Ausnahmen für ihre Beschäftigten.

Einfach App löschen

Premierminister Boris Johnson (57) hat den 19. Juli zum «Tag der Freiheit» erklärt und alle Corona-Massnahmen abgeschafft. Die Quarantäneregelung aber bleibt bestehen. Die Zahl der Neuinfizierten steigt seit einem Monat kontinuierlich an, zurzeit werden täglich gegen 50'000 Fälle registriert.

Johnson selber befindet sich – auf Druck der Bevölkerung – in Selbstisolation, weil Gesundheitsminister Sajid Javid (51) positiv getestet worden war.

Der Ausfall von Arbeitskräften hängt aber auch mit dem drastischen Personalabbau zusammen. Schon vor der Zuspitzung der aktuellen Personalkrise hatten einige Bereiche zu kämpfen. Um die Probleme zu lösen, haben viele Unternehmen eine Lösung gefunden: Sie löschen einfach die Warn-Apps von den Handys. (gf)

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