Sei es wegen der Karriere, der Liebe, dem Wunsch nach erschwinglicheren Lebenshaltungskosten oder schlicht der Sehnsucht nach einem Leben in einem fernen Land: Jeden Tag packten in den vergangenen Jahren rund 80 Schweizerinnen und Schweizer die Koffer. Sie gehören der sogenannten fünften Schweiz an, mit einem Wohnsitz im Ausland.
Mehr als 760'000 Schweizer leben in über 65 Ländern. Seit 2011 haben mit jährlich rund 30'000 Auswanderern jedes Jahr mehr Schweizer ihre Heimat verlassen als zurückkamen. Ein wohl durch Covid-19 verursachter Knick erfolgte 2020: das erste Jahr seit langer Zeit, in dem mit jeweils rund 26'000 Menschen so viele auswanderten wie zurückkehrten.
Beliebte und weniger beliebte Ziele
Die meisten Auswanderer bleiben in Europa und siedeln sich in Frankreich, Deutschland, Italien, Grossbritannien, Spanien oder Portugal an, wie «Swissinfo» berichtet. Auch die Türkei ist eine beliebte neue Heimat. Das östliche Europa wird eher gemieden.
Die nächsten beliebten Ziele sind schon weiter entfernt: die USA, Kanada, Brasilien, Australien sowie Thailand und die Philippinen in Südostasien, die schon fast magnetische Wirkung auf Schweizer Auswanderer ausüben. In den meisten afrikanischen Ländern sind die Neuansiedler aus der Schweiz praktisch an einer Hand abzuzählen.
Alters- und Geschlechterunterschiede
Je jünger, desto reisefreudiger – dieses Motto lässt sich auch aus der Datenstatistik des Bundes ablesen. Demnach sind Schweizer zwischen 20 und 34 Jahren besonders anfällig für Fernweh. Viele haben bereits ein Kind. Mit Kindern im Schulalter wird das Auswandern dann wieder komplizierter, entsprechend sinkt die Kurve ab den 35-Jährigen. Bei den 70-Jährigen beginnt die Kurve fast ganz abzuflachen.
Und doch scheint das Alter keine Hürde zu sein. Gerade Rentner zieht es in sonnigere Gefilde – allen voran nach Spanien, in die Türkei, nach Thailand und Serbien. Und 2019 verabschiedeten sich gleich zwei Schweizerinnen von ihrer Heimat, die 100 geworden waren.
In ein Land zogen nur Männer – nein, nicht nach Thailand, das im Zeitraum von 2011 bis 2019 ein Geschlechterverhältnis von 34 Prozent Frauen zu 66 Prozent Männern ausweist. Es war der Vatikan, der in diesem Zeitraum nur Männer angezogen hat. Kein Wunder, gibt es doch keine weibliche Schweizer Garde und die katholische Kirche ist nicht gerade als Arbeitgeberin der Chancengleichheit bekannt. Die einzigen beiden Länder, die deutlich mehr Schweizerinnen anzuziehen scheinen, sind Island und der Tschad. (kes)