Immer noch unklar, wer den Abzug drückte
So versuchen Ermittler die Polizistenmörder zu überführen

Nach dem Doppelmord an zwei Polizisten in Deutschland laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Unklar ist noch immer, wer überhaupt geschossen hat. Und genau deswegen spielen jetzt winzige Spuren eine Rolle.
Publiziert: 05.02.2022 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2022 um 11:49 Uhr
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Der Polizist Alexander K. und seine 24-jährige Kollegin Yasmin B. wurden erschossen.
Foto: Facebook

Was zunächst wie eine gewöhnliche Verkehrskontrolle aussah, endete mit einem Blutbad. Die beiden Polizisten Alexander K.* (†29) und Yasmin B.* (†24) halten den Wagen an, in dem Andreas S.* (38) und Florian V.* (32) sitzen. Die beiden Männer waren illegal auf der Jagd gewesen und hatten im Kofferraum erlegte Tiere. Das Motiv für den Mord: die Vertuschung der Wilderei. Davon gehen die Ermittler derzeit aus.

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Andreas S. und Florian V. sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Während der 38-Jährige bislang zu der Tat schweigt, zeigt sich sein Kollege geständiger – zumindest teilweise.

Er hat nur die Wilderei eingeräumt. Geschossen habe er nicht. Er sei nur der Assistent gewesen, habe geholfen, das tote Wild in einen Transporter zu hieven.

«Schmauchspuren können abgewaschen werden, aber nicht einfach so»

Die Ermittler versuchen deswegen mit Hochdruck, zu klären, wer wirklich geschossen hat. Beweisen sollen dies Schmauchspuren. Winzige Rückstände, die beim Abfeuern einer Waffe entstehen. Sie können auf der Haut oder der Kleidung zurückbleiben. Sozusagen die DNA einer Waffe.

Das klingt zwar nach einem stichhaltigen Beweis. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Denn die Rückstände können sich auch in unmittelbarer Nähe verteilen. «Sicherlich können Schmauchspuren auch sekundär transferiert werden», sagt Ex-Kriminalpolizist Axel Petermann zur «Bild».

Solche Rückstände können also theoretisch auch bei jemanden festgestellt werden, der gar nicht geschossen hat. Allerdings gibt es Unterschiede in der Konzentration und so lassen sich Rückschlüsse ziehen, wer geschossen hat. Selbst dann, wenn bereits Stunden oder Tage vergangen sind. Petermann: «Schmauchspuren können abgewaschen werden, aber nicht einfach so. Und es gibt ja meist auch immer noch nachweisbare Spuren an der Kleidung der Tatverdächtigen.»

22 Dammhirsche im Transporter entdeckt

Florian V. liess sich bereits auf solche Schmauchspuren untersuchen. Das Ergebnis ist noch nicht bekannt. Ein weiteres Instrument, um das Rätsel zu lösen, sind DNA-Spuren, die sich an den Waffen und der Munition befinden. Diese würden ebenfalls Hinweise geben, wer den Abzug gedrückt hat, so der Experte weiter.

Vieles ist noch unklar in dem Fall. Nach und nach wird aber immer mehr über die Vergangenheit der beiden Männer bekannt. Andreas S. soll seit Jahren einen Fleischhandel gross aufgezogen haben. Im Transporter, den die Polizisten kontrollieren wollten, lagen 22 tote Damhirsche.

Bereits in der Vergangenheit geriet Andreas S. immer wieder ins Visier der Polizei, auch wegen Wilderei. Er soll jährlich bis zu 500 Tiere geschossen haben, darunter Wildschweine, Rehe und Hirsche. Dabei hat der Deutsche weder eine Waffenbesitzkarte noch einen Jagdschein.

Wie der «Spiegel» berichtet, soll er mit seinem illegalen Geschäft zwischen September 2021 und Januar 2022 insgesamt 40'000 Euro eingenommen haben. Verkauft haben soll er die Ware unter anderem auch in seiner Bäckerei, die später Konkurs ging. Sein Gehilfe Florian V., der für ihn die erlegte Beute schleppte, bekam nur einen kleinen Anteil der Einnahmen. Laut dessen Verteidiger soll er gerade mal zehn Euro pro Tier bekommen haben. (jmh)

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