«Mutmassliche Mordwaffen waren eine Schrotflinte und ein Jagdgewehr»
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Anwalt zum Polizistenmord:«Mutmassliche Mordwaffen waren eine Schrotflinte und ein Jagdgewehr»

Dutzende Anklagen – auch wegen Wilderei
Ermittler hatten Polizisten-Killer bereits 2017 im Visier

Andreas S. wird dringend verdächtigt, im deutschen Kusel eine Polizistin (†24) und einen Polizisten (†29) erschossen zu haben. Jetzt wird klar: Ermittler hatten den mutmasslichen Schützen schon länger im Auge.
Publiziert: 02.02.2022 um 09:47 Uhr
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Andreas S. stand offenbar schon 2017 im Visier deutscher Ermittler.
Foto: Polizei

Es sollte eine einfache Verkehrskontrolle werden und endete für die beiden Polizisten Alexander K.* (†29) und Yasmin B.* (†24) mit Tod. Einer der Schützen: Andreas S.* (38). Er und sein Kollege (32) waren illegal auf der Jagd gewesen und hatten im Kofferraum erlegte Tiere. Das Motiv für den Mord: die Vertuschung der Wilderei. Davon gehen die Ermittler derzeit aus.

Seit Dienstag sind Andreas S. und der 32-Jährige wegen Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord und Wilderei in Untersuchungshaft.

Es ist nicht das erste Mal, dass Andreas S. im Visier der Ermittler steht. Der Deutsche war bereits 2017 polizeibekannt. Auch damals wurde gegen ihn ermittelt. Konkret: Wegen Wilderei und versuchter Körperverletzung. Das berichtet der «Spiegel». Kollegen des 38-Jährigen verschafften ihm jedoch offenbar ein Alibi.

Andreas S. habe Zeugen attackiert

Im September 2017 kam es zu einem Vorfall in einem Wald nahe Spiesen-Elversberg im Saarland (D). Ein Zeuge will Andreas S. damals dabei beobachtet haben, wie er in einem fremden Jagdgebiet ein Reh erlegte.

Als der vierfache Vater das bemerkte, soll er auf den Augenzeugen losgegangen sein. Wie der «Spiegel» aus Polizeikreisen erfahren hat, berichtete der Zeuge, dass Andreas S. versuchte, ihn mit einem Auto zu überfahren. Er habe sich aber noch mit einem Sprung zur Seite retten können.

Mehrfacher Entzug der Jagdlizenz

Trotz alledem wurde der damalige Bäckerei-Besitzer nicht bestraft. Mehrere Jagdfreunde verschafften ihm ein Alibi. Das Verfahren wurde 2019 eingestellt.

Auch danach hatte er weiterhin Ärger mit den Behörden. Gegen ihn wurde in Dutzenden Fällen Anklage erhoben. Konkret: Wegen Insolvenzverschleppung und nicht abgeführter Sozialversicherungsbeiträge, wie der «Spiegel» berichtet.

Zudem habe er gemäss dem deutschen Jagdverband längst keine Lizenz mehr für die Jagd besessen. Ihm wurde offenbar bereits zweimal die Erlaubnis zum legalen Waffenbesitz entzogen.

Nun sitzt er in U-Haft, zusammen dem weiteren Verdächtigen. Der hat bereits ein Teilgeständnis abgelegt, wie die Polizei gestern mitteilte. Er habe den Vorwurf der Wilderei eingeräumt, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen. Auch seien Schüsse gefallen. Jedoch habe der 32-Jährige bestritten, selbst geschossen zu haben.

«Wer die Polizei angreift, greift uns alle, die ganze Gesellschaft an»

Die Tat sei verstörend, sagte Oberstaatsanwalt Udo Gehring: «Es gehört nicht zu unserer Vorstellung von Deutschland, dass jemand auf offener Strasse mit Jagdwaffen anfängt zu schiessen, bloss weil er beim Wildern erwischt wird.»

Die Tat löste bundesweit grosses Entsetzen aus. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) drückte erneut ihre Trauer und ihr Entsetzen über den Mord an den beiden Beamten aus. «Sie wurden grausam ermordet, um uns zu schützen und uns Sicherheit zu geben», sagte Dreyer in Mainz. «Sie haben eingestanden für unseren Staat, und sie haben mit ihrem Leben bezahlt auf brutalste Art und Weise.» Dreyer fügte hinzu: «Wer die Polizei angreift, greift uns alle, die ganze Gesellschaft an.»

Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD) sagte, «auf sinnlose und brutale Weise» seien zwei junge Menschen aus dem Leben gerissen worden. «Sie wurden ermordet, weil sie unseren Rechtsstaat, unsere Demokratie verteidigt haben.» Dreyer und Hering sowie weitere führende rheinland-pfälzische Politiker trugen sich in ein Kondolenzbuch ein. (euc/AFP)
*Namen bekannt

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