Schamlos klauen die russischen Kämpfer in der Ukraine das Eigentum der dortigen Bevölkerung. Einige Truppen haben in Melitopol sogar Landmaschinen im Wert von umgerechnet fünf Millionen Franken mitgehen lassen. Die Geräte haben sie dann mit einem Militärtransport nach Tschetschenien gebracht.
Der rechtmässige Besitzer der landwirtschaftlichen Geräte, ein ukrainischer John-Deere-Händler, wollte sich aber nicht so schnell geschlagen geben. Die modernen Geräte, die die Russen geklaut haben, konnte der Konzern nämlich kurzerhand per Fernbedienung deaktivieren, wie der Händler gegenüber «CNN» berichtet.
Mähdrescher für 300'000 Franken unbrauchbar
«Als die Eindringlinge die gestohlenen Mähdrescher nach Tschetschenien brachten, stellten sie fest, dass sie sie nicht einmal einschalten konnten, weil die Mähdrescher ferngesteuert verriegelt waren», erklärt der Ukrainer.
Für die Gauner ist das Diebesgut somit unbrauchbar geworden. Der ukrainische Besitzer kann dank GPS sehen, wo sich die Geräte derzeit befinden. So steht etwa ein Mähdrescher im Wert von 300'000 Franken nutzlos auf einem Feld in Tschetschenien rum.
Rivalität unter den Dieben
Der Landmaschinenhändler berichtet aber, dass es danach aussehe, als ob «die Diebe Berater in Russland gefunden haben, die versuchen, den Schutz zu umgehen». Und selbst wenn das nicht funktioniert: Auch als Ersatzteillager lässt sich mit den Maschinen gutes Geld verdienen.
Die Geräte des Ukrainers wurden nicht alle von den gleichen Soldaten geklaut. Ihm zufolge gab es sogar rivalisierende Gruppen. Einige kamen morgens, andere abends. Mittlerweile ist jedoch sein gesamter Bestand von 27 Landmaschinen weg.
Nicht nur Erntemaschinen, sondern auch die Ernte selbst lassen die russischen Truppen mitgehen. So berichten Menschen in Melitopol, dass Getreide aus den Silos geklaut wurde. Andere Besatzer würden «den örtlichen Landwirten anbieten, ihre Gewinne 50 zu 50 zu teilen».
Droht der Ukraine jetzt eine Hungersnot?
Vor einigen Tagen hat der Bürgermeister von Melitopol ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie ein russischer Lastwagen Getreide abtransportiert. Dazu erklärte er: «Wir haben eindeutige Beweise dafür, dass sie Getreide aus dem städtischen Getreidesilo in Melitopol entladen haben. Sie haben das Getreidesilo zusammen mit privaten Bauernhöfen ausgeraubt.»
Mehr zum Ukraine-Krieg
Gemäss Angaben der Ukraine haben die Russen schon 400'000 Tonnen Getreide abtransportiert. Das ist ein Drittel der gesamten Vorräte in den Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk. Der ukrainische Vize-Agrarminister, Taras Wyssozki, warnt deshalb jetzt sogar vor einer Hungersnot in der Ukraine. (obf)