Jede Menge Kampfflugzeuge und Marineschiffe nahmen Kurs auf Taiwan. Zwei Tage dauert die Militärübung. Flugzeuge und Schiffe sollen sich dazu Taiwan von Norden, Süden und Osten für «Patrouillen» nähern und auch mehreren Inseln nahekommen, zum Beispiel dem nur wenige Kilometer vom chinesischen Festland entfernten Eiland Kinmen. Die Taiwanstrasse ist an ihrer engsten Stelle rund 130 Kilometer breit.
Eine Machtdemonstration von China, wie ein Militärsprecher erklärte. Die Aktion sei ein Test der Fähigkeiten, die Macht über die selbstverwaltete Insel zu übernehmen. Bei den zweitägigen Übungen werde die «Fähigkeit zur gemeinsamen Machtübernahme, zu gemeinsamen Angriffen und zur Kontrolle von Schlüsselgebieten» getestet, sagte Militärsprecher Li Xi am Freitag nach Angaben staatlicher Medien.
China betrachtet Taiwan als Teil seines Territoriums
China hatte die zweitägige Übung am Donnerstag als «Strafe» für Taiwan begonnen. Damit will die kommunistische Führung in Peking den neuen taiwanischen Präsidenten Lai Ching-te (64) davor warnen, eine formelle Unabhängigkeit Taiwans von China anzustreben.
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China betrachtet Taiwan als Teil seines Territoriums, obwohl dort seit Jahrzehnten stets unabhängige und demokratisch gewählte Regierungen an der Macht sind. Peking hat bereits mehrmals damit gedroht, die mehr als 23 Millionen Einwohner zählende Insel und das Festland mit militärischen Zwangsmitteln zu vereinen.
Auf Hilfe der USA angewiesen
Taiwan reagierte auf die Provokation aus China und mobilisierte seine Truppen. Das Verteidigungsministerium erklärte, dass alle Truppen einsatzbereit seien. Seit Jahren hält sich die Insel gegen den riesigen Bruder. Dafür wurde das Konzept «Porcupine» («Stachelschwein») entwickelt. Die Idee: Statt auf grosse, teure Waffen und Fahrzeuge setzt Taiwan auf mobile und leichte Defensivsysteme. Wie zum Beispiel Drohnen, Seeminen und Raketenboote.
Das soll China fernhalten, so wie die Stacheln beim Stachelschwein. Allerdings geht der Plan nur auf, wenn die USA der Insel zu Hilfe eilen, falls China tatsächlich einen Angriff wagt. Mehr als ein paar mündliche Zusagen von US-Präsident Joe Biden (81) haben die Taiwaner aber bis heute nicht in der Hand.
Dafür spielt die Natur der Insel in die Karten. Taiwan zu erobern, dürfte eine der «komplexesten Militäroperationen der modernen Geschichte» werden, ist David Sachs vom Thinktank US Council on Foreign Relations der Meinung, wie die Deutsche Welle berichtet. Hunderttausende Soldaten müssten über die Meerenge nach Taiwan gebracht werden. Und dafür gibt es nur ein kleines Zeitfenster. Der Grund: der Monsun. Hinzu kommt, dass die Steilküste keine idealen Bedingungen für Schiffe und damit eine Invasion bietet.
Chinas Vorgehen sei «rücksichtslos»
Angesichts der Militärmanöver Chinas vor Taiwan haben die USA Peking zur Zurückhaltung aufgefordert. «Wir fordern Peking nachdrücklich auf, Zurückhaltung zu üben», erklärte ein hochrangiger Beamter der US-Regierung am Donnerstag in Washington. Er warnte China davor, Taiwans politischen Übergang als «Vorwand oder Entschuldigung für provokative Massnahmen oder Zwangsmassnahmen» auszunutzen.
Chinas Vorgehen sei «rücksichtslos», berge das Risiko einer Eskalation und untergrabe Normen, «die den Frieden und die Stabilität in der Region jahrzehntelang aufrechterhalten haben», betonte der Beamte. Die USA, die vor kurzem milliardenschwere Militärhilfen für Taipeh bewilligt hatten, seien aber «zuversichtlich angesichts der aktuellen Aufstellung unserer Streitkräfte» in der Region.