Das Militär Chinas ist laut «Global Fire Power» das drittgrösste Militär der Welt, das taiwanesische belegt lediglich den 21. Platz. Bei einem chinesischen Angriff auf Taiwan heisst es also: Zwei Millionen gegen 94'000 Soldaten, 6700 gegen 1110 Panzer, 13'600 Artilleriegeschütze gegen 5139. Kurz: Goliath gegen David.
Ganz generell ist die Volksbefreiungsarmee Chinas dem Heer der Republik China (Taiwan) überlegen. Während China 2020 umgerechnet 178,6 Milliarden US-Dollar in sein Militär gesteckt hat, wurde im Angesicht der chinesischen Bedrohung in Taiwan ein Militärbudget von insgesamt fast 26 Milliarden US-Dollar für 2022 genehmigt.
Auch in der Luft ist Taiwan China unterlegen. 390'000 chinesische Soldaten gehören den Luftstreitkräften an, so der Stand 2019. In Taiwan sind es laut «The Military Balance 2022» des International Institute for Strategic Studies (IISS) 35'000 Soldaten. Diese Unterlegenheit zieht sich durch alle militärischen Truppen.
Taiwan krempelt Verteidigungsstrategie um
Auf den ersten Blick sieht es für Taiwan im Falle eines Angriffs also nicht gut aus. Doch: Im tatsächlichen Konfliktfall würden wohl die USA Taiwan militärisch unterstützen, schreibt der «Spiegel». Das weiss auch China und bereitet sich dementsprechend mit Mittelstreckenraketen und Hyperschallwaffen darauf vor, US-amerikanische Flugzeugträger zu zerstören. Dem ist sich wiederum Taiwan schmerzlich bewusst und krempelt seine Verteidigungsstrategie um.
Neu sollen statt konventionellen, riesigen und teuren Waffen – Flugzeuge, U-Boote, grosse Panzer – also mobile und leichte Defensivsysteme her. So verschiebt sich das Kräfteverhältnis zugunsten der Verteidiger, so das Magazin. Die Taiwanesen nennen das Konzept «Porcupine» – Stachelschwein. Denn: Vor den Borsten des Nagers haben selbst grosse Raubtiere Respekt.
Himars haben bereits Ukraine geholfen
Im Stachelschwein-Krieg würden mobile Raketenwerfersysteme wie die US-amerikanischen Himars (High Mobility Artillery Rocket System) schwere Panzer wie den Abrams ersetzen. Die Panzer des Typs M1 Abrams, von denen Taiwan aktuell 108 besitzt, sind amerikanische Kampfpanzer, die in den 80er-Jahren entwickelt wurden. Er wiegt satte 61,3 Tonnen – Himars bringen ein Einsatzgewicht von lediglich 16,25 Tonnen auf die Waage.
Mit diesem Mehrfachraketenwerfer-System hat bereits die Ukraine viele Erfolge gegen Russland erzielen können. Kein Wunder: Himars ist modern, leicht und präzise – auch auf weite Entfernungen. Die Himars haben eine Reichweite von 80 Kilometer. Nach Angaben des Herstellers kann Himars mehrere Raketen mit hoher Geschwindigkeit abfeuern und sich dann zurückziehen, damit der Gegner die Raketenwerfer nicht ins Visier nehmen kann.
Aktuell besitzt Taiwan allerdings keine Himars, ein entsprechender Vertrag wurde erst im Juni dieses Jahres abgeschlossen. Nach Angaben des taiwanesischen Verteidigungsministeriums (MND) wird das Himars-Geschäft schätzungsweise 436,1 Millionen US-Dollar kosten und die gesamte dazugehörige Ausrüstung wird voraussichtlich bis 2027 in Taiwan eintreffen. (chs)