Nach einem schönen Töff-Ausflug mit ihrem Vater war Christy Bullock auf dem Weg nach Hause. Als die beiden am Cheaha Mountain im US-Bundesstaat Alabama vorbeikamen, liess Bullock, die mit einem Töff unterwegs war, ihren Papi in einer Linkskurve vor. «Er wartete darauf, dass ich um die Kurve kam, und sah dann aber, wie mein Scheinwerfer wackelte und der Töff stürzte», so Bullock zu «Newsweek».
Was genau in dem Moment passierte, weiss die gelernte Rettungssanitäterin nicht mehr. Sie hat keine Erinnerungen. Klar ist nur: Sie stürzte vom Töff und ihr Körper prallte mit voller Wucht gegen eine Leitplanke. Der schwere Helm schützte zwar ihren Kopf, sorgte aber auch dafür, dass ihr Kopf von der Wirbelsäule getrennt wurde.
Bullock erlitt eine «atlantookzipitale Dissoziation», auch «innere Enthauptung» genannt. Ausserdem riss die Halsschlagader sowie beide Wirbelarterien. Sie brach sich den Rücken an drei Stellen sowie das Schienbein.
Die medizinische Odyssee nimmt seinen Lauf
Für mehrere Wochen war sie gelähmt. Nach und nach machten sich die Ärzte ran, ihren Körper wieder zusammenzuflicken. Bei ihrer ersten Operation wurde ihr Kopf wieder mit ihrer Wirbelsäule verbunden. Danach ging es ihr zuerst besser. Doch nach zwei Wochen klagte Bullock über immer schlimmer werdende Kopfschmerzen. «Mein Mann war im Zimmer und bemerkte, dass mein Sauerstoffgehalt stark abfiel. Im Grunde hörte ich auf zu atmen.» Bullock fiel ins Koma.
Durch die innere Enthauptung hatte sich ihr Gehirn bewegt und hatte den natürlichen Abfluss des Liquors, der Flüssigkeit im Gehirn, blockiert. «Sie haben in meinen Schädel gebohrt, um am Krankenbett einen Abfluss zu installieren.» Von da an wurde sie künstlich beatmet. Kurz darauf erlitt sie eine Aspirationspneumonie, bei der viel Blut und Erbrochenes in ihre Lungen floss. Sie bekam hohes Fieber und musste mit einer Leberentzündung kämpfen.
Noch Schmerzen im Nacken
Bullock überlebte trotz aller Widrigkeiten und kam mental an ihre Grenzen. «Vor allem mein Mann hat mich durchgebracht. Er war jeden Tag dort.» Ihr Schicksal habe auch die Ärzte und Pfleger bewegt. Als es ihr besser ging und sie nicht mehr auf das Beatmungsgerät angewiesen war, halfen vier Pflegerinnen dabei, Bullock auf das Dach des Spitals zu kommen, um den Sonnenuntergang zu sehen.
Bullock geht es mittlerweile besser. Sie hat zwar nach wie vor Schmerzen im Nacken und in ihrem Bein und musste deshalb auch ihren vorherigen Job als Rettungssanitäterin aufgeben, doch sie lässt sich davon nicht unterkriegen. «Ich bin einfach sehr dankbar und fest entschlossen, mein Leben in der mir zur Verfügung stehenden Zeit so gut wie möglich zu leben.» (mgf)