Vergangene Woche packte der US-Veteran Shayne Burke (35) zusammen mit seiner Frau seinen Rucksack, um im Grand Teton National Park im US-Bundesstaat Wyoming wandern zu gehen. Der passionierte Fotograf erhoffte sich, einen Raufusskauz vor die Kamera zu bekommen – ohne Erfolg.
Burke gab die Hoffnung aber nicht auf: So sagte er seiner Frau nach der Wanderung, sie solle auf dem Parkplatz auf ihn warten, er würde in spätestens einer Stunde wieder zurückkommen. Der 35-Jährige betrat erneut den Park – alleine. Anfangs verlief sein Solo-Ausflug ereignislos, doch nur kurz darauf habe er «ein sehr unangenehmes Gefühl» bekommen, wie er auf Instagram berichtet.
Von aggressivem Mama-Bärin attackiert
«Ich habe Äste abgebrochen, gesungen und laut mit mir selbst geredet», so Burke. «Das sind einige Dinge, die helfen können, eine überraschende Begegnung mit einem Bären zu verhindern.» In Burkes Fall war es aber bereits zu spät – so sah er, kaum 50 Meter von ihm entfernt, ein Bären-Baby vorbeirennen. «Ich wusste, dass das nicht gut war.»
Die Mama des kleinen Bär liess nicht lange auf sich warten – und fühlte sich durch den 35-Jährigen bedroht. Der Amerikaner holte sein Bärenspray hervor und schrie die aggressive Mutter an. Nichts half: Die Mutter attackierte Burke.
Dieser reagierte blitzschnell: «Als sie sich auf mich stürzte, entschied ich mich, mich umzudrehen und ihr den Rücken zuzuwenden. Ich legte mich in die Bauchlage und machte mich bereit für den Angriff, wobei ich meine Hände hinter meinem Nacken verschränkte, um meine wichtigsten Nerven zu schützen.»
«Ich akzeptierte, dass ich sterben werde»
Der Mama-Bär biss den Veteranen mehrfach in beide Beine und in die rechte Schulter. Aus Schmerzen schrie er auf – was die Aufmerksamkeit des Bären auf seinen Kopf richtete. «Ich glaube, sie wollte mich mit einem Biss am Hals töten. Ich hatte immer noch meine Hände verschränkt und meine Arme schützten meine Halsschlagadern.» Und: Er hatte noch immer seinen Bärenspray in der Hand. Als die Grizzly-Mutter also in seine Hände biss, explodierte die Spraydose in ihrem Mund – woraufhin sie flüchtete.
Sofort verständigte Burke seine Frau und den Notruf. Seine Wunden versorgte er mit improvisierten Druckverbänden, während er betete, dass der Bär nicht zurückkam: «Ich lag allein im Wald und hielt mein Messer mit dem Rücken zu einem Baum und hoffte, dass der Bär nicht zurückkommen würde. Zu diesem Zeitpunkt funktionierten meine Beine nicht mehr richtig.»
Die Rettungshelikopter hatten zuerst Probleme, den 35-Jährigen zu lokalisieren. «In diesem Moment akzeptierte ich auf der kleinen Hügelkuppe, dass ich sehr wohl sterben könnte. Ich nahm ein kurzes Video auf, in dem ich meinen Leuten sagte, dass ich sie liebe.»
Bärin wird nicht getötet
Das Glück war aber weiterhin auf seiner Seite: Burke wurde gefunden und umgehend in ein Spital gebracht, wo er notoperiert wurde. Langfristige Schäden wird er voraussichtlich nicht davontragen.
Das Erlebte beschreibt er jedoch als «die gewalttätigste Sache, die ich je erlebt habe». Und das, obwohl er während seiner Zeit in der Armee «beschossen, mit Granaten beworfen und mit Sprengsätzen angegriffen» worden sei.
Für das Handeln der Bären-Mutter zeigt er jedoch Verständnis: «Ich liebe und respektiere Wildtiere», so Burke. «Ich sagte zu den Parkrangern: ‹Bitte töten Sie die Bärin nicht, sie hat ihr Junges verteidigt›.» Vertreter des Parks bestätigten später, dass die Bärin nicht getötet werden wird.