Auf einen Blick
- Verletzte Höhlenforscherin in Lombardei: Komplexe Rettungsaktion läuft auf Hochtouren
- Sprengstoff wird eingesetzt, um Weg zur Verletzten freizumachen
- 100 Rettungskräfte im Einsatz, Forscherin sitzt seit Samstag fest
Seit Samstag kämpfen rund 100 Einsatzkräfte um das Leben der Höhlenforscherin Ottavia Piana (32). Sie sitzt schwer verletzt in der Abisso Bueno Fonteno fest – einer der grössten und gefährlichsten Höhlen Italiens, gelegen in der Provinz Bergamo nahe dem Iseosee.
Piana war dabei, einen bisher unerforschten Abschnitt der Höhle zu erkunden, als sie in die Tiefe stürzte, wie Rai News berichtet. Dabei erlitt sie Brüche an beiden Beinen, Prellungen im Brustbereich sowie Gesichtsverletzungen. Nun ist sie etwa vier Stunden vom Eingang entfernt eingeschlossen – eine lebensbedrohliche Situation für die Forscherin und die Retter in rund 600 Metern Tiefe.
Komplizierte und schwierige Sprengungen
Die Rettung ist eine Mammutaufgabe: Enge Gänge und steile Wände erschweren den Weg zur Verletzten erheblich. Manche Passagen müssen mit Sprengstoff erweitert werden, damit die Trage durchpasst. «Das ist unglaublich kompliziert und schwierig», sagt Giorgio Gajer, Vorsitzender der Berg- und Höhlenrettung CNSAS im Südtirol zu Rai News. «Schon das letzte Mal mussten wir sprengen, um die Bahre weiterzubringen.»
Bereits 2023 war Piana an fast derselben Stelle verunglückt und musste aus der Höhle gerettet werden. Damals dauerte der Einsatz 52 Stunden.
Drei Kilometer lange Telefonleitung
Ein Team aus Ärzten erreichte die Verletzte am Sonntagnachmittag, stabilisierte sie medizinisch und leitete erste Hilfsmassnahmen ein, um ihren Zustand zu stabilisieren. Um die Kommunikation zu gewährleisten, verlegten die Retter ein drei Kilometer langes Kabel – eine Telefonleitung, die den Kontakt zwischen den Rettungsteams im Inneren und an der Oberfläche ermöglicht.
Die Höhle Abisso Bueno Fonteno, die erst 2006 entdeckt wurde, ist ein wahres Labyrinth. Von den geschätzten 50 Kilometern an unterirdischen Gängen sind bisher nur 19 Kilometer erforscht. Piana, Mitglied der Alpingruppe Cai di Lovere, war Teil des «Sebino-Projekts», das die Kartierung dieser geheimnisvollen Höhle zum Ziel hat.
«Vor Mittwoch wird es sicher nicht möglich sein»
Die Rettungsaktion wird von mehr als 100 Helfern aus sieben italienischen Regionen unterstützt. Seit Samstagabend arbeiten die Einsatzkräfte unter extremen Bedingungen, während sie sich regelmässig abwechseln, um der enormen Belastung standzuhalten.
Die körperliche und logistische Herausforderung für die Helfer sei enorm und werde noch Tage andauern, so Gajer. «Vor Mittwoch wird es sicher nicht möglich sein, die Frau herauszuholen, vielleicht dauert es gar noch länger.»