Hasenkopf-Kugelfisch breitet sich im Mittelmeer aus
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Extrem giftig:Hasenkopf-Kugelfisch breitet sich im Mittelmeer aus

Hochgiftiges Tier in der Adria gesichet
Kugelfisch breitet sich an beliebtem Reiseziel aus

Ein invasiver Fisch bedroht den Mittelmeerraum. Sein Gift lähmt die Muskeln und kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Nun wurde das Tier so nördlich wie noch nie gesichtet.
Publiziert: 28.05.2024 um 14:29 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2024 um 18:44 Uhr
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Einem kroatischen Fischer gingen Mitte Mai Kugelfische ins Netz.
Foto: Screenshot
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Sandra MeierJournalistin News

In Japan wird er zu horrenden Preisen als Delikatesse feilgeboten. Doch ein falscher Schritt bei der Zubereitung kann tödlich enden: Der Kugelfisch ist hochgiftig. Eigentlich ist das Tier in den Tropen beheimatet. Nun wurden Exemplare des Hasenkopf-Kugelfisches in der Adria gesichtet – so nördlich wie noch nie im Mittelmeer.

Insgesamt sieben Stück hat der Fischer Anton Vidović Mitte Mai vor der kroatischen Insel Ceja aus dem Wasser gefischt. «Sie haben einen Schwanz wie eine Katze und einen Kopf wie eine Python», sagte er gegenüber der Zeitung «Jutarnji». Der Fisch kann sich im Fall eines Angriffs kugelrund mit Wasser aufpumpen. Er wird gemäss «Geo» mehr als einen Meter lang und bis zu sieben Kilo schwer. Seine vier scharfen Zähne, die ein Leben lang wachsen, zerfleischen nicht nur seine Beute, sondern beissen sich auch durch Angelhaken und Fischernetze. Das Gift des Kugelfisches, Tetrodotoxin, zählt zu den tödlichsten Nervengiften. Es befindet sich vor allem in den Keimdrüsen und in der Leber, aber auch auf der Haut. Deshalb gilt: Nicht mit blossen Händen anfassen!

Angelschnur drei Mal abgebissen

Dort, wo sich der giftige Fisch ausbreitet, richtet er «Unheil» an, erklärt Wissenschaftler Neven Ivesa gegenüber der «Süddeutschen Zeitung». Der Meeresbiologe hat den Adria-Fund im Labor untersucht. Nach seinen Erkenntnissen biss der Fisch drei Mal die Angelschnur ab, ehe er gefangen wurde. «Normalerweise fliehen Fische, die einem Angelhaken entkommen sind, nach dieser schmerzhaften Erfahrung sofort», so Ivesa.

Erste Exemplare im Mittelmeer wurden bereits 2003 in der Türkei gefunden. Der Kugelfisch fand seinen Weg über den Suezkanal aus dem Roten Meer nach Europa. Seit 2012 gibt es auch immer wieder Einzelfunde in der Adria. So nördlich wie die jetzigen Exemplare wurden aber bisher noch keine nachgewiesen.

Der Kugelfisch habe im Mittelmeer praktisch keine Fressfeinde und könne mit seinen starken Zähnen alles knacken, so der Experte. Er besetze eine ökologische Nische. «In der Türkei richtet er bereits grossen Schaden in der Fischerei und im Ökosystem an. Und es gibt, dort, wo er weit verbreitet ist, tatsächlich auch einzelne Berichte von Menschen, die gebissen wurden.» Für Badegäste gibt es jedoch keinen Grund zur Panik: Der Fisch lebt in zehn bis 100 Metern Tiefe und gilt als scheu.

Auch diese Fische im Mittelmehr sind giftig
  • Der Rotfeuerfisch zählt zu den giftigsten Fischen der Welt. Der österreichische Zoologe Alexander Kotrschal warnte im Fachjournal «NeoBiota»: «Inzwischen hat sich der Rotfeuerfisch in einem grossen Teil des östlichen Mittelmeers etabliert und erfolgreich ausgebreitet.» Der Meeresbewohner verfügt über 18 Stacheln, die Nervengift enthalten.
  • Der Stich des Petermännchen führt zu heftigen Schmerzen und kann lebensbedrohlich sein. Der Fisch wird auch als «Kreuzotter des Meeres» bezeichnet.
  • Der Stechrochen ist ein flacher Knorpelfisch. Am Ende seines langen Schwanzes prangt ein Giftstachel, der bei Menschen starke Schmerzen, Atemprobleme, extremen Blutdruckabfall verursachen und in seltenen Fällen sogar zum Tod führen kann.
  • Der Rotfeuerfisch zählt zu den giftigsten Fischen der Welt. Der österreichische Zoologe Alexander Kotrschal warnte im Fachjournal «NeoBiota»: «Inzwischen hat sich der Rotfeuerfisch in einem grossen Teil des östlichen Mittelmeers etabliert und erfolgreich ausgebreitet.» Der Meeresbewohner verfügt über 18 Stacheln, die Nervengift enthalten.
  • Der Stich des Petermännchen führt zu heftigen Schmerzen und kann lebensbedrohlich sein. Der Fisch wird auch als «Kreuzotter des Meeres» bezeichnet.
  • Der Stechrochen ist ein flacher Knorpelfisch. Am Ende seines langen Schwanzes prangt ein Giftstachel, der bei Menschen starke Schmerzen, Atemprobleme, extremen Blutdruckabfall verursachen und in seltenen Fällen sogar zum Tod führen kann.

Schiffe verschleppen Fische

Wie der Kugelfisch in die Bucht gelangte, ist unklar. Gemäss Experten kommen immer mehr fremde Arten an und bringen das Ökosystem durcheinander. «Grund dafür sind die sich erhöhenden Meerestemperaturen, aber vor allem auch der massiv steigende Schiffsverkehr.» Die Schiffe würden die Fische verschleppen.

Beim Untersuch stellte der Meeresbiologe eine überdurchschnittlich grosse Galle beim Fisch fest. Dies deute auf starken Hunger hin, so der Experte. «Er ist wohl eine weite Strecke hierhergekommen und hat wenig gefunden, was ihn satt machen konnte.» 

Vorläufig droht der Kugelfisch in der Adria nicht invasiv zu werden. Der Experte gibt gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» Entwarnung: «Ich glaube nicht, dass er mit den Bedingungen hier im Moment gut genug klarkommt. Für Schwimmer halte ich es für deutlich wahrscheinlicher, unglücklich mit einem Boot zusammenzustossen, als in der Adria einem Hasenkopf-Kugelfisch zu begegnen.»

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