Beim Treffen zwischen US-Präsident Joe Biden (80) und seinem südkoreanischen Kollegen Yoon Suk Yeol (62) am Mittwoch in Washington standen in der Berichterstattung der Medien vor allem die Gesangskünste des südkoreanischen Präsidenten im Vordergrund. Zur Begrüssung des amerikanischen Gastes klimperte er auf seiner Gitarre den Oldie «American Pie».
Dabei rückte eine wichtige Handlung in den Hintergrund. Die beiden Präsidenten unterzeichneten nämlich ein Abkommen, das eine nähere Zusammenarbeit vorsieht. Die Streitkräfte beider Länder werden ihre gemeinsame Ausbildung intensivieren, die südkoreanische Armee wird besser in die gemeinsame strategische Abwehr eingebunden.
Biden kündigte zudem an, zum ersten Mal seit über 40 Jahren wieder atomar bewaffnete U-Boote nach Südkorea zu schicken. Mit Blick auf Nordkorea warnte Biden unverblümt davor, dass ein atomarer Angriff das Ende des dafür verantwortlichen Regimes zur Folge hätte.
Kim testet seine Waffen
Xoon Suk Yeol ergänzte, dass Südkorea und die USA auf einen Angriff Nordkoreas «schnell, überwältigend und entschlossen antworten und dabei die ganze Stärke des Bündnisses einschliesslich US-Atomwaffen einsetzen» würden. Zwar betonte Yoon auch die Wichtigkeit von Gesprächen mit Nordkorea. Diese könnten aber nur aus einer Position der Stärke heraus etwas bewirken.
Vor wenigen Tagen erst liess der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un (39) erstmals eine Feststoffrakete ins Japanische Meer abfeuern. Kurz zuvor hatte Nordkorea eigenen Angaben zufolge eine Unterwasserdrohne erproben lassen, die in der Lage sei, «einen radioaktiven Tsunami von ungeheurem Ausmass auszulösen». Analysten glauben zudem, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Kim einen neuen Atombombentest anordnet, zum ersten Mal seit 2017.
Die Bedrohung durch Nordkorea
Trotz dieser atomaren Bedrohung bleibt ein Tabu: Atomwaffen wollen die USA weder in Südkorea stationieren noch an das Land liefern. Yoon versprach in Washington zudem, sein Land strebe den Bau einer eigenen Bombe nicht an.
Kritik aus China
In China, das als einziges Land einen gewissen Einfluss auf Nordkorea besitzt, kommt das Abkommen nicht gut an. Aussenamtssprecherin Mao Ning (50) verurteilte das «provokative» Treffen und warnte davor, «bewusst Spannungen zu schüren, Konfrontationen zu provozieren und Drohungen zu betonen».
Allein schon der Plan der USA, ein mit Atomwaffen bestücktes U-Boot nach Südkorea zu entsenden, untergrabe die Vereinbarungen zur Nichtverbreitung von Atomwaffen sowie «die strategischen Interessen anderer Länder», so Mao. Ziel müsse die «Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel» bleiben.