Heldenhafte Tat im Sturm
Schweizer Segler (†72) rettet Crew – und ertrinkt

Ein heftiger Sturm traf vergangene Woche die Hochseeyacht eines Schweizer Seglers im Südatlantik. Der 72-Jährige schaffte es, seine beiden Crewmitglieder vor dem Ertrinken zu retten. Doch der Kapitän selbst kam vermutlich ums Leben.
Publiziert: 20.03.2024 um 22:16 Uhr
|
Aktualisiert: 21.03.2024 um 11:34 Uhr
Ralph E. liebte es, über die Weltmeere zu segeln.
Foto: Screenshot Instagram

Der Schweizer Segelkapitän Ralph E.* (72) geriet am vergangenen Mittwoch mitten im südlichen Atlantik in einen schweren Sturm. Windgeschwindigkeiten von fast 100 km/h peitschten um seine Hochseeyacht Nina Pope, über 7 Meter hohe Wellen drohten das Schiff komplett zu zerstören. Bei der heldenhaften Rettung seiner Crewmitglieder kam der 72-Jährige laut «Daily Mail» wohl ums Leben.

Kurz vor Mitternacht habe E. realisiert, dass die Situation äusserst kritisch ist. Er setzte einen Notruf ab, rund 2300 Kilometer westlich von Kapstadt (Südafrika). Während immer mehr Wasser in das Schiff strömte, versuchten der Schweizer und seine beiden Crewmitglieder verzweifelt, das Boot vor dem Sinken zu bewahren. Doch E. merkte, dass sie sich retten müssen. Selbstlos warf er eine Rettungsinsel in den dunklen Atlantik und vergewisserte sich, dass seine beiden Besatzungsmitglieder diese sicher erreichen konnten.

Schiff riss ihn in die Tiefe

E. wies die beiden Männer, einen Brasilianer und einen amerikanisch-schweizerischen Doppelbürger, an, ihre Sicherheitsleinen zu lösen, und übergab ihnen einen Satelliten-SOS-Handsender. Anschliessend kletterten sie in die Rettungsinsel.

Bevor E. seine eigene Leine lösen konnte, kenterte das Boot laut «Daily Mail» plötzlich und riss den Kapitän mit in die Tiefe.

Crewmitglieder «untröstlich»

Laut dem Bericht empfing die südafrikanische Küstenwache in Kapstadt die verzweifelten SOS-Signale der schiffbrüchigen Besatzungsmitglieder. Ein Sprecher erklärte: «Ein unter Schweizer Flagge fahrendes Segelschiff, meldete, dass es voll Wasser läuft.» Nach Empfang der GPS-Signale der beiden Crewmitglieder leitete Kapstadt den Notruf an den nahe gelegenen Riesentanker Front Pollux weiter, der die beiden Männer am nächsten Tag retten konnte. Der Sprecher dankte allen in die Rettung involvierten Personen. «Wir wollen den Angehörigen des Opfers unser Beileid aussprechen.» 

Auch die Geretteten sind laut «Daily Mail» untröstlich über den Verlust ihres Kapitäns. Eine Quelle auf der Front Pollux betonte: «Sie sahen ihren Kapitän untergehen. Es scheint, als ob er seine Sicherheitsleine nicht rechtzeitig lösen konnte, da die Yacht sehr schnell unterging.»

Führte ein heruntergefallener Container zu einem Riss im Rumpf?

Die Ex-Frau des verstorbenen Kapitäns sagte gegenüber «Daily Mail», dass es E.s grösster Traum war, mit seinem Segelschiff über die Weltmeere zu reisen. Er habe dieses Leben geliebt.

E.s hochmoderne Yacht hätte den starken Sturm eigentlich überstehen müssen, schreibt die Zeitung weiter. Es wird jedoch vermutet, dass sie gegen einen von einem Frachtschiff gespülten Container gestossen ist und dieser ein Loch in den Rumpf des Schiffes gerissen hat. (ene)

*Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden