Im französischen TV kam es zum Showdown zwischen dem aktuellen Präsidenten Emmanuel Macron (44) und der rechten Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen (53). Man stritt über Frankreichs Kernthemen. Macron machte Le Pen scharfe Vorwürfe. Marine Le Pen versuchte, diese abzuwehren.
Mit Spannung war auch erwartet worden, ob die beiden Kontrahenten sich wie im Duell vor der Präsidentschaftswahl 2017 Beschimpfungen und persönliche Angriffe leisten würden. Die Debatte blieb diesmal aber überwiegend sachlich, auch wenn beide hart gegen den Gegner austeilten.
Ein Vorwurf, den Macron seiner Kontrahentin macht: Le Pen wolle die Europäische Union verlassen. Darauf sagt sie: «Ich möchte in der Europäischen Union bleiben.» Über die EU sagte sie: «Ich möchte sie gründlich verändern.»
Der EU-Austrittsvorwurf
Le Pen geht es dabei darum, ein sogenanntes Europa der Nationen zu schaffen, in dem Brüssel deutlich in den Hintergrund treten soll. Sie setzt sich unter anderem dafür ein, dass französisches Recht Vorrecht vor EU-Recht haben soll.
Amtsinhaber Macron sagte hingegen: «Ich glaube an Europa und ich glaube an das französisch-deutsche Paar.» Die deutsch-französische Zusammenarbeit habe es ermöglicht, Abkommen zu erreichen.
Bei Le Pens Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2017 plante sie, aus der EU auszutreten. Macron sagt nun: «Sie wollen immer noch aussteigen, denn sie haben das Programm nicht sehr geändert, aber sie sagen es nicht.» Uneinig waren sich die beiden Kontrahenten auch beim Thema Unabhängigkeit. «Unsere Souveränität ist national und europäisch», sagte Macron. Le Pen erwiderte: «Es gibt keine europäische Souveränität, weil es kein europäisches Volk gibt.»
Der Russland-Abhängigkeitsvorwurf
Abhängigkeit war der zweite grosse Vorwurf der TV-Debatte. So warf Macron seiner rechten Widersacherin vor, sich von Russland abhängig gemacht zu haben. Wörtlich sagt er: «Sie hängen von der russischen Macht und sie hängen von Herrn Putin ab. Sie reden nicht mit anderen Führungspersönlichkeiten, sie reden mit ihrem Bankier, wenn sie von Russland reden.»
Macron bezog sich dabei auf einen Kredit, den Le Pen 2014 von einer tschechisch-russischen Bank aufnahm. Le Pen verteidigte sich damit, dass französische Banken ihr eine solche Finanzhilfe nicht genehmigen wollten. «Finden Sie das nicht skandalös?», entgegnete Le Pen und sprach von einem demokratischen Defizit der Banken.
Le Pen riskiere einen «Bürgerkrieg»
Die französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen hat im TV-Duell auch ihre Forderung nach einem Kopftuchverbot im öffentlichen Raum bekräftigt. «Es ist eine Uniform, die die Islamisten aufzwingen», sagt die Rechtspopulistin. Macron warf ihr vor, auf diese Weise Millionen von Menschen aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen. «Sie riskieren einen Bürgerkrieg», sagte er. (SDA/euc)