Dmitri Rogosin (59) blickt auf eine langjährige Karriere als Vertrauter von Staatschef Wladimir Putin (70) zurück. Rogosin war Russlands Vertreter bei der Nato, dann Vizepremier, schliesslich Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos. Mitte Dezember feierte er seinen 59. Geburtstag im besetzten Donezk. Um ein Haar kostete ihm das sein Leben.
Das Hotel, in dem er mit seiner Frau feierte, geriet unter ukrainischen Beschuss. Seine Frau erlitt eine schwere Gehirnerschütterung, Rogosin wurde von einem Granatsplitter getroffen und musste operiert werden. «Nur einen Millimeter, und ich wäre jetzt gelähmt oder tot», schreibt Rogosin in einem Brief und verlangt, den herausoperierten Granatsplitter dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron (45) zu übergeben. Schliesslich sei er beinahe durch ein französisches Geschoss gestorben.
Rogosin richtet sein Schreiben, das er auf Telegram veröffentlichte, an Frankreichs Botschafter in Moskau, Pierre Levy. Der Brief erinnert erst an vergangene Tage, als Rogosin und Levy «gemeinsame Ausflüge» machten und «über die Perspektiven der russisch-französischen politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit» sprachen. Tragischerweise seien Russland und Frankreich jetzt Feinde. Eben noch diplomatisch, wird der Tonfall bitterböse: «Ihr Land», schreibt Rogosin, «hat sich dem Diktat Washingtons unterworfen und ist zu einem Marionettenstaat im Stil der Vichy-Regierung geworden, der den niedersten Instinkten der Nazis dient.»
«Ihre Mission ist völlig gescheitert»
In dem Umschlag schickt Rogosin dem Botschafter «ein Fragment einer Granate, die von dem französischen 155-mm-Caesar-Artillerie-Reittier abgefeuert wurde». Rogosin beschreibt, was im Dezember geschah. Der Granatsplitter «durchbohrte meine rechte Schulter und steckte im fünften Halswirbel, nur einen Millimeter davon entfernt, mich zu töten oder mich bewegungsunfähig zu machen.»
Die französische Haubitzengranate habe zwei seiner «jungen Freunde getötet und ihre Frauen als Witwen und ihre Kinder als Waisen zurückgelassen. Diese Jungs hatten uns auf einer Reise begleitet. Sie», spricht er Botschafter Levy an, «haben Ihnen die Hand geschüttelt. Jetzt werden sie durch Waffen getötet, die Ihr Land an die Ukraine geliefert hat».
Dann die Bitte, den Granatsplitter Präsident Macron zukommen zu lassen: «Und ich bitte Sie, das von Chirurgen aus meiner Wirbelsäule geschnittene Fragment dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu übergeben. Und sagen Sie ihm auch, dass sich niemand der Verantwortung für die Kriegsverbrechen Frankreichs, der USA, Grossbritanniens, Deutschlands und anderer Nato-Staaten im Donbass entziehen wird.» Rogosin versichert den Botschafter seinen «Respekt, aber ich befürchte, dass Ihre Mission völlig gescheitert ist».