Grenze überschritten
So kam der US-Soldat nach Nordkorea – und das ist er

Ein US-Soldat sitzt in Nordkorea wegen illegalen Grenzübertritts in Haft. Wie jetzt bekannt wird, sorgte er auch schon in Südkorea für Ärger.
Publiziert: 20.07.2023 um 14:52 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2023 um 15:54 Uhr
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Verbleib unklar: Der US-Soldat Travis King befindet sich in Gewahrsam der nordkoreanischen Behörden.
Foto: keystone-sda.ch

Bei dem US-Soldaten, der am Dienstag während einer Tour illegal die Grenze nach Nordkorea überschritt, handelt es sich um Travis King (23) aus dem Bundesstaat Wisconsin. Wie «The Messenger» berichtet, dient King seit Januar 2021 bei der US-Armee und war zuletzt in Südkorea stationiert. Ein «ernster Vorfallbericht» der US-Armee, auf den sich das Nachrichtenmagazin beruft, zeigt, war King bereits vor der Aktion vom Dienstag in mehrere Vorfälle verwickelt.

Das Dokument beschreibt, wie der Soldat wegen Angriffen im September und Oktober 2022 in Südkorea in Haft genommen wurde. Es soll sich um drei Disziplinarvorfälle gehandelt haben. King kam zuerst in Untersuchungshaft und wurde dann an eine südkoreanische Einrichtung übergeben. Der US-Soldat leistete 50 Tage Zwangsarbeit, bevor er am 10. Juli 2023 entlassen wurde.

Aus Flughafen entwischt

Im Mai hatte King zwei verschiedene Touren durch die entmilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea gebucht. Dies geschah noch vor seiner 50-tägigen Inhaftierung. Der Soldat verpasste das erste Datum, konnte jedoch kurz nach seiner Entlassung aus der Haft seine Reservierung für die zweite Tour bestätigen. Die Tour wurde bei einem privaten Unternehmen gebucht, so der Bericht.

Eigentlich hätte King am 17. Juli einen Flug in die USA nehmen sollen. US-amerikanische und südkoreanische Militäreskorten begleiteten ihn zum Flughafen in Seoul und beobachteten, wie er gegen 16.30 Uhr die Zollkontrolle passierte. Doch der Soldat reiste nicht in sein Heimatland und verliess den Flughafen wieder. Am 18. Juli informierten Armeeangehörige in Texas Kings Vorgesetzte in Korea, dass er nicht angekommen war und nicht auf Textnachrichten oder Anrufe reagierte. Die US-Armee in Korea kontaktierte die südkoreanische Zollbehörde über offizielle Kanäle und bestätigte, dass King den Flug nicht angetreten hatte.

Trotz Vorfällen zur Tour zugelassen

Als King am Dienstag für seine Tour durch die entmilitarisierte Zone eintraf, meldete er sich mit seiner Identitätskarte. Das Reiseunternehmen übermittelte die Liste der Teilnehmer an das UN-Gremium, welches das Waffenstillstandsabkommen zwischen den beiden Koreas überwacht. Trotz Kings Disziplinarvorfällen und der nicht angetretenen Ausreise wurde der Soldat zur Tour zugelassen.

Die Besichtigung begann gegen 14.30 Uhr im Camp Bonifas, einem UN-Militärstützpunkt südlich der südlichen Grenze der entmilitarisierten Zone, wie der US-Armeebericht beschreibt. Etwa eine Stunde später entfernte sich King von seiner Gruppe und rannte zwischen US-amerikanischen und südkoreanischen Soldaten in Richtung Norden.

Von nordkoreanischen Truppen weggebracht

Ein Zeuge, der bei der Tour dabei war, erklärte gegenüber CBS, der US-Soldat habe sich einen Spass daraus gemacht, die Grenze zu übertreten. Er habe laut gelacht und sei zwischen den hellblauen Gebäuden in der entmilitarisierten Zone hin und her gelaufen. «Ich dachte zuerst, es sei ein schlechter Scherz, aber als er nicht zurückkam, wurde mir klar, dass es kein Scherz war», erzählte der Zeuge.

Der interne Armeebericht besagt, King sei auf der nordkoranischen Seite in einen Van gestiegen und von nordkoreanischen Truppen aus dem Gebiet gefahren worden. Der US-Soldat sei in Gewahrsam der nordkoreanischen Behörden, teilte das UN-Kommando in der entmilitarisierten Zone am Dienstag mit. Nach dem Vorfall wurden alle Touren auf unbestimmte Zeit abgesagt.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (69) bezeichnete Kings Grenzübertritt als «vorsätzlich und unbefugt». Die US-Regierung versucht nun, über Drittländer mit Nordkorea in Verbindung zu treten, um den Verbleib des Soldaten zu klären. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat Pjöngjang bisher nicht reagiert. (noo)

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