Frau (†33) erfriert am Grossglockner – Experte sicher
«Als Partner sie verliess, war ihr Schicksal besiegelt»

Eine Alpinistin ist am Grossglockner bei eisigen Temperaturen und einem Orkan ums Leben gekommen. Ihr Freund konnte sie nicht retten und alarmierte die Rettungskräfte zu spät. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung. Das sagt sein Anwalt.
Publiziert: 30.01.2025 um 14:00 Uhr
|
Aktualisiert: 30.01.2025 um 14:12 Uhr
1/8
In der Nacht auf Sonntag startete eine gross angelegte Rettungsaktion am Grossglockner in Österreich. Eine Alpinistin konnte nur noch tot geborgen werden.
Foto: Screenshot foto-webcam.eu

Auf einen Blick

  • Alpinistin stirbt am Grossglockner, Freund überlebt dramatische Rettungsaktion
  • Erschöpfte Bergsteigerin musste zurückgelassen werden, um Hilfe zu holen
  • Rettungsteam stieg fünf Stunden auf, Leiche 600 Meter abgeseilt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Ein Orkan und eisige Temperaturen wurden einer Alpinistin (†33) am Grossglockner zum Verhängnis. Gemeinsam mit ihrem Freund (36) war die junge Bergsteigerin vergangenen Samstag um 6.35 Uhr mit Tourenski und Kletterausrüstung von der österreichischen Gemeinde Kals in Richtung Glockner (3798 Meter über Meer) aufgebrochen. 

Ihr Ziel: Österreichs höchsten Berg zu erklimmen – doch die junge Frau kam nicht mehr lebend zurück. Toni Riepler, einer der Bergretter, die dem Paar zu Hilfe eilten, schilderte der österreichischen Zeitung «Krone» die dramatische Rettungsaktion in der Nacht auf Sonntag.

Er musste sie zurücklassen, um Hilfe zu rufen

Das Paar erreichte gegen 13.30 Uhr das «Frühstücksplatzl» auf etwa 3550 Metern Höhe. Trotz technischer und konditioneller Schwierigkeiten setzten sie ihren Aufstieg fort. Gegen 18 Uhr wurden sie von Webcams als Lichtpunkte erfasst. Die Route über den Stüdlgrat ist im Winter besonders anspruchsvoll, wie Riepler erklärte: «Bei Sturm ist es schwierig, mit dem Seilpartner zu kommunizieren – vor allem bei langen Seilabständen – die Finger sind kalt, das Gehen mit Steigeisen erleichtert das Klettern nicht.»

Gegen Mitternacht, nur 50 Meter unterhalb des Gipfels, war die 33-Jährige völlig erschöpft. Ihr Freund konnte von dort aus keinen Notruf absetzen. Er blieb noch einige Zeit bei ihr, bis die die junge Frau ihn aufforderte, sie zurückzulassen und ohne sie abzusteigen, um Rettungskräfte alarmieren zu können. Dem 36-Jährigen gelang es, gegen 3.40 Uhr, Hilfe zu rufen.

«Der Aufstieg dauerte rund fünf Stunden»

Ein fordernder Rettungseinsatz der Bergrettung Kals und der Alpinpolizei begann. «Wir stiegen zu sechst in rund fünf Stunden zu der Frau auf, weil der Polizeiheli uns wegen des Sturms nicht ganz nach oben bringen konnte», berichtete Riepler. Weitere Einsatzkräfte konnten auf etwa 3200 Meter abgesetzt werden. Doch als das Rettungsteam bei der Frau eintraf, war es bereits zu spät. Die 33-Jährige war bei eisiger Kälte knapp unterhalb des Glockners erfroren. 

Für den Freund hat dies nun Folgen: Wie österreichische Medien berichten, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Der Austausch von Körperwärme hätte die Frau vielleicht noch retten können. «Leider war mit dem Zeitpunkt, als der Partner sie verlassen hat, ihr Schicksal besiegelt», so Grossglockner-Experte und Bergführer Peter Suntinger gegenüber «Heute». Hinzu komme der psychologische Effekt, in einer solch extremen Situation alleine gelassen zu werden.

Anwalt: «Meinem Mandanten tut es unendlich leid»

Am Dienstag verabschiedeten sich Freunde und Familie von der Verstorbenen, die laut «Kurier» als Projektmanagerin in Salzburg gearbeitet haben soll. Und: Der Anwalt ihres Lebensgefährten, der ein bekannter Extrembergsteiger sein soll, meldete sich zu Wort. «Meinem Mandanten tut es unheimlich leid, was passiert ist», so Kurt Jelinek zu der Zeitung. Gleichzeitig machte der Jurist deutlich: «Strafrechtlich betrachtet wird sich mein Mandant nicht schuldig bekennen.»

Die Bergung der Leiche war herausfordernd gewesen. Der Helikopter konnte nur bis auf 3200 Meter Höhe fliegen, sodass die Tote rund 600 Meter über den Grat nach unten transportiert werden musste. «Wir mussten sie immer wieder abseilen, die längste Abseilstrecke betrug etwa 300 Meter», schildert Riepler. Schliesslich wurde die Tote ins Tal geflogen. Der unverletzte Freund der Frau wurde ebenfalls von den Bergrettern hinuntergebracht und vom Heli ins Tal geflogen.

Fehler gefunden? Jetzt melden