Auf einen Blick
- Italienische Höhlenforscherin nach Sturz in 584 Metern Tiefe gerettet
- Rettung dauerte über mehr als drei Tage, Piana erlitt Knochenbrüche und Kopfverletzungen
- Über 100 Freiwillige beteiligten sich rund um die Uhr an der Rettungsaktion
Es ging nur Zentimeter um Zentimeter voran, enge Passagen mussten gesprengt werden, manche Stellen waren vereist. Es war der Kampf um das Leben der italienischen Höhlenforscherin Ottavia Piana (32).
Am Samstagnachmittag war sie in 584 Metern Tiefe gestürzt. Sie erlitt mehrere Knochenbrüche und weitere Verletzungen. Die Rettung wurde zum Wettlauf gegen die Zeit.
Um 2.59 Uhr gerettet
Diese Nacht dann der Aufschrei der Erlösung: Um 2.59 Uhr in der Früh wurde Piana aus der Höhle Abisso Bueno Fonteno nahe Bergamo gerettet, wie italienische Medien berichten. Die Eltern der 32-Jährigen hatten beim Höhleneingang auf die erlösende Nachricht gewartet.
Ihrem ebenfalls bangenden Freund hatte sie noch ausrichten lassen: «Sagt ihm, dass es mir gut geht.»
Piana wurde sofort per Helikopter ins Krankenhaus geflogen. Ihr Albtraum ist noch nicht vorbei. Beim Sturz erlitt sie Verletzungen am Kopf und im Gesicht sowie Rippenbrüche.
«Sie ist draussen»
«Sie ist draussen», zitierte die Zeitung «Corriere della Sera» Alberto Gabutti von der mobilen Einsatzzentrale der Alpenrettung. «Ja, wir können sagen, dass sie in Sicherheit ist. Ihr Zustand ist stabil.»
«Sie kam um 2.59 Uhr heraus», so Gabutti. «Nach vier Tagen haben wir es endlich geschafft.»
Erschöpft und mit Schmerzen
Laut einem begleitenden Arzt habe Piana ihre Retter auf den letzten Metern noch ermutigt, dass sie unbedingt raus wollte: «Ein Zeichen dafür, dass es ihr gut ging», so der Arzt.
Den Umständen entsprechend gut. «Sie ist müde, erschöpft, hat Schmerzen», sagt der Arzt weiter. «Je mehr Zeit verging, desto müder wurde sie, hatte Schmerzen, aber sie spürte, wie der Höhlenausgang immer näher kam.»
Zudem habe in der Höhle ein eisiger Wind geblasen. «Hätten wir gestoppt, hätte sie noch mehr unter der Kälte gelitten.»
«Pech» beim Unfall
Bei dem Unfall war Piana aus einer Höhe von fünf bis sechs Metern gestürzt. Ein Stück Fels habe unter ihren Füssen nachgegeben, als ein Expeditionsbegleiter die Stelle passierte. Selber sprach sie gegenüber Rettungsärzten von «Pech».
Piana hatte eine beeindruckende Rettungsoperation ausgelöst. Über hundert Freiwillige wechselten sich mehr als drei Tage lang Tag und Nacht ab, bis die verunglückte Höhlenforscherin in Sicherheit war.
Erst 2006 entdecktes, riesiges Höhlen-Labyrinth
Die von Piana erforschte Höhle war erst 2006 am Nordufer des Iseo-Sees zwischen Bergamo und Brescia entdeckt worden. Das enorme Labyrinth an unterirdischen Gängen, Wasserfällen und Seen erstreckt sich über eine Gesamtlänge von 50 Kilometern.
Nicht einmal die Hälfte davon ist erforscht. Den Rettern gelang es jedoch, den letzten Abschnitt des Höhlenlabyrinths schneller als ursprünglich geplant zurückzulegen.