Aber gibt es genügend Impfstoff?
Auch Deutschland beginnt über eine Impfpflicht nachzudenken

In Deutschland mehren sich die Stimmen für eine Impfpflicht. Eine solche sei kaum mehr abwendbar, heisst es in politischen Führungskreisen. Doch es gäbe wohl nicht genügend Impfstoff bei einer allgemeinen Impfpflicht.
Publiziert: 22.11.2021 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2021 um 08:11 Uhr
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Wird die Proteste befeuern: In Deutschland wird öffentlich über eine mögliche Impfpflicht diskutiert.
Foto: DUKAS

Nach Österreich erwägt auch Deutschland, die Covid-Impfung zur Pflicht zu machen. Die Viruswelle im Land steigt an. Am Samstag wurden 48'201 Neuinfektionen verzeichnet, die höchste Zahl seit Beginn der Pandemie. Jetzt sind auch in Deutschland zunehmend Stimmen zu hören, die Coronavirus-Impfungen zur Pflicht machen wollen.

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Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Europa derzeit die einzige Region auf der Welt, wo Covid-Todesfälle in der vergangenen Woche wieder angestiegen sind. In Deutschland befinden sich Notaufnahmen unter kritischer Belastung. Behörden, Spitäler, Ärzte - alle sind am Anschlag.

Thomas Bareiss (46), Beauftragter der Bundesregierung für Tourismus und den Mittelstand, rechnet bereits mit einer Impfpflicht. Die sich immer mehr zuspitzende Lage mache deutlich, dass eine Impfpflicht früher oder später nicht vermeidbar sei, sagte der CDU-Politiker der DPA. «Es war in der Rückschau betrachtet falsch, das nicht gleich von Anfang an zu sehen. Die damalige Hoffnung ist nachvollziehbar, aber war nicht realistisch.»

epa09593019 Policemen stand near burning objects after a protest against the '2G policy' turned into riots, with protesters setting fires in the street and destroying police cars and street furniture, Rotterdam, Netherlands, 19 November 2021. Hundreds of demonstrators gathered on Coolsingel earlier that evening because they disagree with the 2G policy, which refers to the two Dutch words for vaccinated and recovered.  EPA/VLN NIEUWS
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«Können nichts mehr ausschliessen»

Bareiss hält es für «politisch nicht mehr verantwortbar, dass ganze Branchen, Einzelhändler, Restaurantbetriebe, Clubs, Bars und die ganze Kino-, Kultur- und Veranstaltungsszene 20 Monate im staatlich verordneten Krisenzustand leben und vor grossen Existenzängsten stehen, während sich andere die Freiheit nehmen, sich nicht zu impfen.»

Umfrage: Gut 50 Prozent in Deutschland für allgemeine Corona-Impfpflicht

Angesichts der weiteren Ausbreitung des Coronavirus befürwortet laut einer Umfrage die Mehrheit der Menschen in Deutschland eine allgemeine Corona-Impfpflicht. Wie die «Bild am Sonntag» berichtet, sprachen sich in einer von der Zeitung in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa 52 Prozent für die Impfpflicht aus. 41 Prozent der Befragten lehnten diese Massnahme ab. Die übrigen sieben Prozent waren unentschieden oder machten keine Angaben. (AFP)

Angesichts der weiteren Ausbreitung des Coronavirus befürwortet laut einer Umfrage die Mehrheit der Menschen in Deutschland eine allgemeine Corona-Impfpflicht. Wie die «Bild am Sonntag» berichtet, sprachen sich in einer von der Zeitung in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa 52 Prozent für die Impfpflicht aus. 41 Prozent der Befragten lehnten diese Massnahme ab. Die übrigen sieben Prozent waren unentschieden oder machten keine Angaben. (AFP)

Mit historischen Massnahmen und Unsummen von Geld habe man bisher viele Unternehmen retten können. Auf Dauer gehe das nicht. Was offenbar auch der noch amtierende Gesundheitsminister Jens Spahn (41, CDU) nicht kategorisch ausschliessen will: «Wir befinden uns in einer nationalen Notlage. In einer Situation, in der wir nichts mehr ausschliessen können.»

Auch SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (58) fordert, über eine allgemeine Impfpflicht nachzudenken. Im Politik-Talk der «Bild» sagte Lauterbach am Sonntagabend, ohne Impfpflicht werde die erforderliche Impfquote nicht erreicht. Lauterbach: «Wir müssen jetzt über Dinge nachdenken, über die wir nie nachgedacht haben. Wir müssen anfangen, über eine allgemeine Impfpflicht nachzudenken. Das ganz grundsätzlich auszuschliessen, war immer ein Fehler.»

Pertisau 19.11.2021, Fürstenhaus am Achensee, Pertisau, AUT, Landeshauptleutekonferenz mit Kanzler Schallenberg und Gesundheitsminister Mückstein, Pressekonferenz nach den Beratungen zur aktuellen Coronasituation in Österreich, im Bild BM Wolfgang Mückstein Grüne // Federal Minister for Social Affairs Health Care and Consumer Protection Wolfgang Mückstein Green Party during a press conference after the consultations on the current corona situation in Austria at the Fürstenhaus am Achensee in Pertisau, Austria on 2021/11/19. **** OUT of AUT - Keine Weitergabe an Drittanbieter **** *** Pertisau 19 11 2021, Fürstenhaus am Achensee, Pertisau, AUT, Landeshauptleutekonferenz mit Kanzler Schallenberg und Gesundheitsminister Mückstein, PUBLICATIONxNOTxINxAUT EP_gro
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Nicht genügend Impfstoff

Verfassungsrechtler halten dem entgegen, eine solche Pflicht sei in Deutschland gar nicht einführbar. Überhaupt gebe es nicht genug Impfstoff für eine Impfpflicht, warnt Deutschlands oberster Kassenarzt. «Fakt ist, wir hätten überhaupt nicht genug Impfstoff für eine allgemeine Impfpflicht. Die Diskussion um die Impfpflicht ist doch absurd», sagte Kassenärzte-Chef Andreas Gassen im «Bild»-Talk.

Dem stimmt auch Lauterbach zu: «Dass der Impfstoff bei einer allgemeinen Impfpflicht nicht für jeden reichen würde – damit hat Herr Gassen schlicht recht. Das ist einfach so.»

Laut der «Bild» habe Gesundheitsminister Spahn nicht genügend vom «Lieblingsimpfstoff» der Deutschen bestellt: von Biontech/Pfizer. Zudem seien noch im Oktober und November mehr als 10 Millionen der Dosen an arme Länder gespendet worden. Aus dem Gesundheitsministerium verlautet, es gebe genügend Moderna-Impfstoff. Der sei ebenso gut wie Biontech/Pfizer. (kes)

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