334'233'854 Menschen leben in den USA. In den Augen der Demokraten ist offenbar keiner von ihnen besser geeignet, das riesige Land zu führen, als der 80-jährige Joe Biden. Am Dienstag veröffentlichen die Demokraten eine aufgezeichnete Videobotschaft des amtierenden US-Präsidenten, in der Biden seine Kandidatur für weitere vier Jahre als US-Präsident bekanntgibt.
Auf den Tag genau vor vier Jahren warf Biden seinen Hut schon einmal in den Ring. Damals, um den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump (76) zu bodigen. Kein anderer als das erfahrene Polit-Schlachtross Biden, so der Tenor der Demokraten, habe das Zeug, um die Trump’sche Gefahr zu stoppen. Mehr zähneknirschend als händeklatschend marschierten die demokratischen Wählerinnen und Wähler damals an die Urne – immerhin in Rekordzahl. Trump musste weg.
Hälfte der Demokraten will nichts mehr von Biden wissen
Dass die US-Demokraten aber auch vier Jahre später keine Alternative zu Joseph Robinette Biden Junior präsentieren können, ist ein Armutszeugnis für die grösste Partei Amerikas. Die bedauernswerten Amis könnten im November einmal mehr vor der Wahl zwischen den beiden Polit-Greisen Trump (in allen Umfragen vor seinen Parteikonkurrenten) und Biden stehen.
Bidens Bilanz lässt sich zwar sehen: Die Inflation hat Amerika in den Griff gekriegt, die internationale Allianz gegen die Kriegsfürsten im Kreml mutig angeführt und die richtigen Hebel gezogen, um die marode Infrastruktur im Land auf Vordermann zu bringen.
Trotzdem: Biden ist jetzt schon der älteste US-Präsident der Geschichte. Am Ende seiner zweiten Amtszeit wäre er 86. Für zwei Drittel der USA ist Biden laut einer aktuellen Umfrage zu alt für das mächtigste Amt der Welt. Noch schlimmer für ihn: Mehr als die Hälfte der eigenen Partei findet, der Demokrat sollte nicht mehr antreten.
Während Obama auf Tournee geht, schlummern die Demokraten weiter
Sein Alter kann der Mann aus Delaware nicht verstecken, auch wenn sein Arzt ihm erst im Februar wieder attestierte, dass er fit sei. Er gibt kaum Interviews, stolpert regelmässig über die eigenen Füsse und wirkt oft verwirrt. Einen Auftritt in Irland, der Heimat seiner Vorfahren, beendete er vor kurzem mit den Worten: «Lasst uns die Welt lecken!» («Let’s lick the world»). Was er damit gemeint haben könnte: Darauf wusste nicht einmal sein Stab von professionellen Schönrednern eine Antwort.
Mit der heutigen Ankündigung bricht Biden sein Versprechen von 2020, er sei bloss eine «Brücke» für zukünftige demokratische Leader. Seine Vize-Präsidentin Kamala Harris (58), die als erste Frau im hohen Amt blass wirkte, hat das Zeug für den mutmasslich härtesten Job der Welt nicht. Biden muss weiter überbrücken, um seine Partei durch den nächsten Wahlkampf zu bringen.
Während der demokratische Superstar Barack Obama (61) dieser Tage in Zürich, Amsterdam und Berlin in grossen Stadien aus dem Nähkästchen plaudert, scheitern die Demokraten in den USA bei der Suche nach einem neuen Aushängeschild kläglich. Nicht einmal Donald Trumps neuerliche Kandidatur hat die Partei aus ihrem Dämmerzustand aufgeweckt. Schade: Das heldenversessene Amerika hätte ein frisches Gesicht an seiner Spitze mehr als verdient.