«Gestellte Fotos»
So dreist lügt russische Botschaft in Bern über Bombenangriff aufs Kinderspital

Die Bilder des bombardierten Kinderspitals in Mariupol sorgen weltweit für Entsetzen. Russland weist jede Schuld von sich und behauptet sogar, die Aufnahmen seien Fake, inszeniert mit Schauspielern.
Publiziert: 11.03.2022 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2022 um 15:43 Uhr
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Die russische Botschaft in London behauptet, diese Schwangere sei eine Influencerin – und würde schauspielern. Es geht um den Bombenangriff auf das Kinder- und Geburtsspital in Mariupol.
Foto: keystone-sda.ch

Im Krieg gegen die Ukraine kennen Wladimir Putins (69) Truppen keine Grenzen. Die Armee bombardierte ein Kinder- und Geburtsspital in der umkämpften Stadt Mariupol. Dabei wurden nach ukrainischen Angaben zwei Erwachsene und ein Kind getötet, mindestens 17 Angestellte wurden verletzt. Die Bilder von Schwangeren und Kindern, die ins Freie flüchten, gingen um die Welt.

Und die Russen? Die wiesen jede Schuld von sich. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow (71) nannte den Angriff eine Falschmeldung.

Und nicht nur das: Die russische Botschaft in Bern behauptet sogar, dass es sich auf den Bildern um Schauspieler handle. «Am 9. März und 10. März verbreiten die westlichen Medien emotionale Berichte übet die Bombardierung eines Kinderspitals›. Dabei benutzen sie gestellte Fotos mit schwangeren Frauen, die angeblich bei der ‹Bombardierung der Geburtsklinik verletzt wurden.»

Russen bombardieren Kinderspital in der Stadt Mariupol
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Angriff im Süden der Ukraine:Russen bombardieren Kinderspital in der Stadt Mariupol

«Ultranationalisten haben Gebäude zu Militärbasis transformiert»

Auf zwei Fotos sei nämlich die ukrainische Influencerin Marianna Podgurskaya (26) zu sehen. Sie hat über 55'000 Follower, postet zu Beauty-Themen – und ist hochschwanger.

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Laut der Russen-Botschaft ist die 26-Jährige auf zwei Bildern zu sehen. Auf dem ersten Foto ist eine hochschwangere Frau abgebildet: Sie steht auf einer demolierten Treppe. Ihr Gesicht ist verwundet, sie trägt einen gepunkteten Jogginganzug. Das zweite Bild zeigt eine Frau in einem Trümmerfeld.

Podgurskaya habe sich laut der Russen-Botschaft gar nicht in dem Spital befinden können. Denn: Das Gebäude sei bereits am 7. März angeblich von Kämpfern des ukrainischen Bataillons Asow besetzt worden. «Die Ultranationalisten haben das Gebäude zu einer Militärbasis transformiert und ein Feuernest dort eingerichtet. Ende Februar wurden das gesamte Personal und die Patientinnen der Geburtsklinik von den Nationalisten vertrieben», schreibt die Russen-Botschaft weiter.

Dabei zeigen Recherchen des Netzwerks «Bellingcat»: Die Fotos, die Russland als Beweis für ukrainische Neonazis verbreitet, stammen nicht aus der beschossenen Klinik – sondern sind zehn Kilometer entfernt entstanden. Hinzu kommt: Die UN hat die Bombardierung bestätigt. «Das dortige Menschenrechtsteam hat bestätigt und dokumentiert, was sie als wahllosen Luftangriff auf das Krankenhaus bezeichneten, und dass das Krankenhaus zu dieser Zeit Frauen und Kinder versorgte», erklärte UN-Sprecher Stephane Dujarric (56) am Donnerstag.

Influencerin hat Tochter zur Welt gebracht

Tatsächlich handelt es sich offenbar bei der Frau wirklich um Podgurskaya. Sie wollte in dem Spital ihr Kind auf die Welt bringen. Aufgrund der Bombardierung musste sie flüchten. An einem sicheren Ort konnte sie nun ein Mädchen gebären. Das teilt die Journalistin Olga Tokariuk auf Twitter mit. «Es geht ihnen gut, aber es ist sehr kalt in Mariupol und die Bombardierung hört nicht auf», schreibt sie weiter.

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Wie mehrere Medien berichteten, erhielt Podgurskaya viele Hass-Kommentare. Auch die russische Botschaft in London hatte die Fake-Theorie auf Twitter verbreitet. Mittlerweile wurde aber der Tweet gelöscht. «Wir haben Massnahmen ergriffen, da sie gegen die Twitter-Regeln verstossen, insbesondere gegen unsere Richtlinien zu hasserfülltem Verhalten und missbräuchlichem Verhalten im Zusammenhang mit der Leugnung von gewalttätigen Ereignissen», sagte eine Twitter-Sprecherin zu «Forbes».

Für die Menschen in Mariupol wird die Lage immer dramatischer. Das Rote Kreuz teilte mit: «Wir bieten Schutz im Keller nur für Kinder und ihre Mütter. Alle anderen Erwachsenen und Kinder schlafen in den Büroräumen.» (br/jmh)

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