Nach Gerüchten über Absetzung
Armeechef Gerassimow erteilt weiter Befehle

Es brodelt in der russischen Armeeführung: Am Sonntag kamen Gerüchte auf, wonach Russlands Präsident Wladimir Putin seinen obersten Mann für den Krieg in der Ukraine ausgetauscht haben soll. Am Montag zeigen Aufnahmen Waleri Gerassimow allerdings bei der Befehlsausgabe.
Publiziert: 10.07.2023 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2023 um 08:49 Uhr
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Offenbar von Putin (l.) abgesägt: Generalstabschef Waleri Gerassimow.
Foto: DUKAS

Die russische Armee steht gewaltig unter Druck: Die Gegenoffensive der Ukraine trägt Früchte, die Verteidiger drängen die Besatzer an einigen Frontabschnitten zurück. Russlands Präsident Wladimir Putin (70) dürfte mit dem Verlauf des Krieges unzufrieden sein. Am Sonntag kamen Gerüchte auf, wonach Putin Armeechef Waleri Gerassimow (67) entmachtet haben soll.

Darüber berichtet zuerst die «Moscow Times», die mehrere russische Kriegsblogger zitiert. Generalstabschef Waleri Gerassimow behalte zwar seinen Posten, aber hat «nicht mehr mit der Lösung von Problemen an der Front zu tun», schreibt der gut informierte Kanal Rybar. Am Montag veröffentlicht die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass allerdings Aufnahmen von Gerassimow, die den Generalstabschef bei der Befehlsausgabe zeigen.

Schon vier Wechsel an der Spitze

Abgelöst werden soll Gerassimow laut dem Kanal «Romanow Light» von Generaloberst Michail Teplinski (54), dem bisherigen Kommandanten der Luftlandetruppen. Teplinski übt dieses Amt seit Juni 2022 aus.

Es wäre nicht der erste Wechsel an der Spitze seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Zu Beginn war unklar, wer die Invasion befehligte, ab April 2022 war es Alexander Dwornikow (61), der zwei Monate später von Gennadi Schidko (57) ersetzt wurde – der schliesslich im Oktober 2022 «General Armageddon» Sergej Surowikin (56) weichen musste.

Eben jener Surowikin fiel bei Putin kurz darauf in Ungnade. Nur drei Monate nach Amtsantritt ersetzte Gerassimow den bei den Truppen beliebten General. Bis jetzt.

17 hochrangige Kommandanten ausgewechselt

Laut dem Institute for the Study of War (ISW) ist es nicht die einzige Kommandantenstelle, die Putin durcheinanderwirbelt. 17 hochrangige Posten soll er seit Kriegsbeginn bis im Mai 2023 mit neuen Personen besetzt haben.

Seit dem Aufstand des Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (62) herrscht gewaltige Nervosität – russische Kriegsblogger sprechen von «Säuberungswellen» in den Kommandozentralen. Sogar die Ablösung von Verteidigungsminister Sergej Schoigu (68) ist offenbar möglich. Der Kanal «Dwa Majora» berichtet, dass Indizien darauf hindeuten, «dass eine Entscheidung über Schoigu getroffen wurde». Bahnt sich da ein erneutes Beben im Kreml an? (neo/nad)

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