«Ich verbring doch nicht acht Stunden von meinem Tag für 50 Jahre bei der Arbeit! Da werde ich ja geistesgestört», motzt die Bremerin Lilli Scheefeld (21) auf Tiktok in einem Video, das viral geht. Sie gehört zur Generation Z, also den Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Und die Berufseinsteiger motzen derzeit viel über die Arbeitskultur.
«Ich gehe arbeiten, dann komme ich nach Hause, dann mache ich meinen Haushalt, dann koche ich mir was zu essen und dann habe ich noch eine Stunde, bevor ich schlafen gehe», sagt Scheefeld. Und: «Es kann doch nicht sein, dass wir geboren werden, um erwachsen zu werden, 50 Jahre zu arbeiten und dann alt sind und sterben – ne Digga, ich ganz sicher nicht!»
Lilli macht derzeit eine Ausbildung in der Anästhesiepflege. Sie ist im zweiten Lehrjahr und lebt alleine in einer 75 Quadratmeter grossen Wohnung. «Viele Leute gehen ja nur für Geld arbeiten», sagt sie Mitte November im Gespräch mit Stern. «Vielleicht hab ich für viele Menschen einen hohen Anspruch oder hohen Lebensstandard», so die Auszubildende. Aber: «Ich finde halt einfach, dass man das aus seinem Leben machen sollte, was man möchte.»
Will für eigene Ziele arbeiten
Die Berufseinsteigerin kritisiert: «Wir haben einen Fachkräftemangel und ich merke in meiner Branche sehr, dass wir das kompensieren müssen.» Das habe auch nichts mit Faulheit zu tun. «Es geht nicht darum, dass ich nicht acht Stunden arbeiten möchte», stellt sie klar. Sondern: «Es geht darum, dass ich acht Stunden für mich arbeiten möchte. Ich möchte diese Zeit nutzen, um für meine Ziele und Träume zu arbeiten», sagt sie. Scheefeld hat den Eindruck, viele hätten das in ihrem Video missverstanden.
Das Ziel der Bremerin: sich etwas Eigenes aufbauen. Auf Tiktok zählt die Influencerin 11'900 Follower. Und sie postet regelmässig Content darüber, wie man über Social Media ein passives Einkommen generieren kann. Ob sich die Influencerin so die Arbeit der nächsten 50 Jahre ersparen kann oder es sich beim Video viel eher um einen Marketing-Schachzug handelt, ist aber unklar. (jwg)