Geleakte E-Mails zeigen
Putin zahlte für Propaganda in der Schweiz

Wie ein Recherchenetzwerk mithilfe von geleakten E-Mails aufgedeckt hat, hat der Kreml Politiker und Aktivisten im Ausland für das Verbreiten von Propaganda bezahlt. Diese landete auch in einer Schweizer Zeitung.
Publiziert: 11.02.2023 um 15:14 Uhr
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Wie ein Recherchenetzwerk enthüllt, hat der russische Präsident Wladimir Putin Österreicher für Propaganda in der Schweiz bezahlt.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Spätestens seit dem Einmarsch in die Ukraine ist es kein Geheimnis, wie perfide der russische Präsident Wladimir Putin (70) vorgeht, um seine Propaganda zu verbreiten. Geleakte E-Mails machen jetzt aber publik, dass das Ganze bereits vor Jahren angefangen hat – und zwar auch in der Schweiz.

So zum Beispiel bei der kleinen Schweizer Zeitung «Zeit-Fragen». Das geht aus einem Bericht des «Tages Anzeigers» hervor. Demnach soll im September 2016 – kurze Zeit nach den russischen Parlamentswahlen – in der Zeitung ein Artikel erschienen sein, der die Wahlen als «vorbildlich» und gemäss «echten Standards» bezeichnete. Doch damit nicht genug: In Zusammenhang mit der russischen Annexion der Krim fallen auch die Worte «westliches Propaganda-Sperrfeuer».

Schweizer Zeitung weist Vorwürfe von sich

Als Autor des Berichts wird der österreichische Aktivist Robert Stelzl aufgeführt. Wie geleakte E-Mails jedoch aufdecken, hat der Österreicher den Artikel nicht selbst verfasst, sondern lediglich für seinen Auftraggeber – den Kreml – aufbereitet.

Wie der «Tages Anzeiger» weiter schreibt, besteht das Leck aus mehreren Tausend E-Mails, die zwischen 2007 und 2017 entstanden sind. Wie das Recherchenetzwerk «Organized Crime and Corruption Reporting Project» gemeinsam mit Medienpartnern enthüllt, sollen Politiker und Aktivistinnen in Deutschland, Österreich, Italien, Tschechien und Polen dafür geschmiert worden sein, die Krim-Annexion des Kreml-Machthabers Putin zu propagieren.

Ob die Zeitung «Zeit-Fragen» von Stelzls Verbindung zu Russland wusste, bleibt unklar. Dem «Tages-Anzeiger» schreibt Chefredaktorin Erika Vögeli auf Anfrage: «Wir legen Wert auf unsere – auch finanzielle – Unabhängigkeit und die Freiheit der Meinungsäusserung und lassen uns von niemandem einspannen.»

Dass der Kreml Zeitungen, wie die «Zeit-Fragen» auswählt, erstaunt. Die Wochenzeitung ist schliesslich nicht gerade für ihre grosse Reichweite bekannt. Experten zufolge, handelt es sich dabei jedoch um kein unübliches Vorgehen. Laut Christopher Nehring (39), Gastdozent des deutschen Think-Tanks Konrad-Adenauer-Stiftung, der auf Desinformation spezialisiert ist, sei die Reichweite des ersten Mediums gar nicht ausschlaggebend.

Influencer nehmen bei Propaganda wichtige Rolle ein

«Die Auftraggeber setzen darauf, dass solche Publikationen ein digitales Nachleben haben», sagt Nehring zur Zeitung. Und: Wenn der Artikel in einer unbekannten Zeitung stehe, könne man im Ausland nicht beurteilen, wie gross die Relevanz dieses Mediums ist. Schon zu Zeiten des Kalten Kriegs galt der Grundsatz: Jede Verbreitung zählt als Erfolg.

Heutzutage würden jedoch insbesondere auch Influencern eine grosse Wichtigkeit zukommen. Jüngst stellte das der Finanzmarktblogger «Russian Market» unter Beweis. Auf dem Nachrichtendienst verbreitete er falsche Zahlen zu gefallenen Söldnern im Ukraine-Krieg. Dabei berief er sich auf eine unbekannte türkische Nachrichtenseite.

Trotz Fake-News verbreiteten sich die Zahlen wie ein Lauffeuer. Der Grund: Twitter-Boss Elon Musk (51) hatte den Post kommentiert. (dzc)

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