Geheimplan mit ukrainischem Ex-Politiker
Dieser Mann soll Putins Marionette in der Ukraine werden

Weil niemand in der Ukraine bereit für Friedensverhandlungen mit ihm ist, will Kremlchef Wladimir Putin eine prorussische Regierung gründen. An der Spitze soll der ukrainische Ex-Politiker Wiktor Medwedtschuk stehen. Er und Putin pflegen eine langjährige Freundschaft.
Publiziert: 24.01.2023 um 16:33 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2023 um 16:35 Uhr
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Wiktor Medwedtschuk ist ein ehemaliger ukrainischer Politiker. Er war Mitglied der oppositionellen Partei «Für das Leben».
Foto: imago images/SNA
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Jenny WagnerRedaktorin News

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) gibt sein Land nicht auf. Er fordert, dass Russland aus der gesamten Ukraine abzieht. Friedensverhandlungen mit Kremlchef Wladimir Putin (70) sind unmöglich, weil keine Seite bereit ist, Kompromisse einzugehen. Selenski ist Putin ein Dorn im Auge. Eine neue Figur muss her – und der perfekte Kandidat ist Wiktor Medwedtschuk (67). Er lässt sich nämlich leicht kontrollieren und gefällt Putin mit seiner politischen Haltung.

Der Oligarch trat bereits in der Vergangenheit als Vermittler zwischen Kiew und Moskau auf. Ausserdem war er lange Zeit Politiker der ukrainischen Opposition «Für das Leben». Zu Putin hat Medwedtschuk durch seine prorussische Haltung eine sehr gute Beziehung. Kein Wunder, wurde der Grossunternehmer im Mai 2021 unter dem Vorwurf des Hochverrats unter Hausarrest gestellt. Im April 2022 wurde er dann wegen Landesverrat verhaftet. Bei dem Gefangenenaustausch im September gab Russland die Kämpfer des Asow-Regimes frei, und bekam dafür den ukrainischen Oligarchen.

Für Putin ist der Ex-Politiker eine wichtige Schlüsselfigur. Am liebsten würde Putin Selenskis Kopf durch Medwedtschuks ersetzen. Putin befindet sich aktuell in einer politischen Sackgasse. Selenski will nicht zu Putins Bedingungen verhandeln und jeden Tag sterben russische Soldaten – unter anderem mithilfe westlicher Waffen. Deshalb keimt in Russland erneut die Idee auf, wieder ein brüderliches Verhältnis zur Ukraine zu pflegen – statt die Ukraine vollkommen einzunehmen.

Medwedtschuk beschuldigt Selenski, eigene Interessen durchzusetzen

Der ehemalige ukrainische Politiker soll die Ukraine zu einem «loyalen Staat» machen – ähnlich wie bereits zu Zeiten des ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch (72). Die russische Zeitung «Iswestija» veröffentlichte am 16. Januar einen Artikel von Medwedtschuk, in welchem dieser eine russlandfreundliche Ansicht auf die geopolitische Lage beschreibt. Ausserdem beschuldigt er darin westliche Politiker sowie Selenski, die eigenen Interessen ohne Rücksicht auf einen «Krieg oder gar Atomkrieg» durchzusetzen.

Er gibt Worte wieder, die so auch aus der Propaganda im russischen Fernsehen stammen könnten – ganz im Sinne von Putin. So ist Medwedtschuk etwa der Meinung, dass die Nato Russlands Forderungen der Osterweiterung immer wieder ignoriert und damit den Konflikt des Kalten Kriegs nach dem Ende 1991 fortgeführt habe. Für ihn ist klar: «Seit 1991 existieren innerhalb der Ukraine selbst zwei Länder – Anti-Russland und die Ukraine als ein anderes Russland.» Für Putin will er nun die «Ukraine als anderes Russland» fördern.

Exil-Regierung ist Verzweiflungsakt von Putin

Der Feind der Ukraine ist in Medwedtschuks Augen der Westen. «Und wenn Europa diese Politik fortsetzt, wird es in einen Krieg hineingezogen, möglicherweise in einen nuklearen», warnt der Oligarch. Das ist Kreml-Sprech, der Putin imponiert.

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Das globale Netzwerk für Friedenstheorien «Carniegie» stuft Putins Fixierung auf Medwedtschuk als Verzweiflungsakt ein, weil ihm langsam die Möglichkeiten ausgehen. Es ist denkbar, dass Putin mit Medwedtschuk eine Art Exil-Regierung für die Ukraine aufbauen will, heisst es im Artikel.

Putin will Friedensverhandlungen mit Medwedtschuk führen

Die Inszenierung von Medwedtschuk kann aber ein Hinweis darauf sein, dass Russland eine blutige Offensive im Frühling plant und mit dem Oligarchen eine Marionettenregierung in der Ukraine aufbauen will. Moskau sei laut «Carniegie» bereit, künstlich eine Friedenspartei zu schaffen, «um Friedensgespräche mit Medwedtschuk statt mit Selenski zu führen» – also effektiv mit sich selbst.

Doch Selenski nimmt das nicht einfach hin. Medwedtschuk wurde kurz nach Veröffentlichung seines Artikels in der russischen Zeitung die ukrainische Staatsbürgerschaft entzogen, damit er kein politisches Amt mehr besetzen kann. Sollte Putin es allerdings schaffen, Medwedtschuk als Machthaber in der Ukraine zu etablieren, wird dieser die Ukraine vermutlich kampflos an Russland aushändigen.

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