«Geister von Bachmut» operieren im Geheimen
Ukrainische Elite-Einheit gibt seltenen Einblick

Ukrainische Streitkräfte versuchen seit Monaten, Bachmut zurückzuerobern. Eine Spezialeinheit von Scharfschützen operiert an vorderster Front. Nun konnte ein britisches TV-Team die «Geister von Bachmut» begleiten.
Publiziert: 01.08.2023 um 19:01 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2023 um 16:13 Uhr
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Die «Geister von Bachmut» sind ein Team von rund 20 Scharfschützen. Hier ein Team von Scharfschützen im Einsatz nahe Cherson.
Foto: keystone-sda.ch

Die Stadt Bachmut ist seit Monaten der Schauplatz von heftigen Kämpfen. Mittendrin: Die «Geister von Bachmut», eine Spezialeinheit der ukrainischen Armee. Ein Team von rund 20 Scharfschützen, das hochrangige Ziele ausschalten soll. Nun haben diese Geister einem Team der BBC einen Einblick in ihre eigentlich streng geheime Arbeit gegeben.

Die Basis des Sonderkommandos am Rand von Bachmut trägt den Übernamen «Rand der Existenz». Der Anführer der Einheit, Spitzname «Ghost», erklärt: «Wir bekamen den Spitznamen, als wir anfingen, Terror nach Bachmut zu bringen.»

Scharfschützen im Einsatz

Die Einheit operiert an vorderster Front, in unmittelbarer Nähe befindet sich die russische Linie. Entsprechend gefährlich sind die Einsätze. 524 Personen sollen die «Geister von Bachmut» bereits auf der Gegenseite ausgeschaltet haben, unabhängig verifizieren lassen sich diese Zahlen nicht.

Stolz sind sie auf die Tötungen nicht. «Auf sowas kann man nicht stolz sein. Wir töten keine Menschen, wir vernichten den Feind.» Zu ihren Missionen rücken sie in Dreierteams aus. Dabei sind jeweils ein Fahrer, ein sogenannter Spotter, der den Feind ausfindig machen soll, und der Scharfschütze.

Auf dem Weg zum Einsatz wird die Gruppe immer wieder von russischer Artillerie beschossen. Links und rechts neben der Strasse liegen die Wracks von Armeewagen, die es nicht bis an ihr Ziel geschafft haben. Minen sind zu sehen, so die BBC.

Sieben Stunden im Einsatz für einen Treffer

Rund sieben Stunden dauert die Mission. Dann werden die Soldaten vom Fahrer wieder abgeholt, mitten in der Nacht. Um nicht aufzufallen, fahren sie in der Nacht ohne Lichter. Ein kurzer Halt und die Scharfschützen springen wieder in den Humvee.

«Ein Schuss, ein Treffer», sagt der Schütze. Getroffen hat die Kugel laut Aussagen der Soldaten einen russischen Soldaten, der ein Maschinengewehr bediente.

Unsichtbar und leise: Psychologischer Terror

Auf Artilleriebeschüsse reagieren die Männer kaum noch. In der Basis hören sie Radio, vertreiben sich die Zeit. Häufig müssen sie auf Einsätze warten, erzählt einer der BBC.

Anführer «Ghost» sagt, auch wenn sein kleines Scharfschützenkommando allein diesen Krieg nicht gewinnen kann: Die Männer glauben daran, dass sie etwas bewirken können. Einer der Soldaten pflichtet ihm bei: «Wir töten einen Soldaten nach dem anderen. Von einem Ort, an dem sie uns nicht sehen, mit einer Waffe, die sie nicht hören.» (jl)


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